Der Guide Michelin hat heute seine Sterne verteilt: Christian Jürgens ist der elfte deutsche Drei-Sterne-Koch. Seine Kombinationen sind konzentriert, minimalistisch und immer mit großem Geschmack.
Es sind reizvolle Kombinationen. Langustine mit Pfifferlingen, Erbsen, Sauternes und Iberico-Schinken. Oder Zander mit Blumenkohl und Kapern-Rosinensauce. Im Kern sind es konzentrierte Arbeiten, oft minimalistisch, aber immer mit großem Geschmack und einem ausgewogenen aromatisch-texturellen Spektrum. Das alles serviert in vornehm-modernem Ambiente direkt am Tegernsee, mit Uferpromenade und Alpenpanorama.
Dritter Stern für Jürgens
Kein Wunder, dass Christian Jürgens vom „Restaurant Überfahrt“ in Rottach-Egern am Tegernsee der Neue ist in der wachsenden Riege der Spitzenköche. Am Mittwoch erhielt er vom wichtigsten Restaurantführer, dem Guide Michelin Deutschland 2014, seinen dritten Stern. Der Koch, der am Mittwoch 45 Jahre alt wurde, war schon seit einiger Zeit als Kandidat für höchste Ehren im Gespräch. Schon 2009 wurde er in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ für das „Restaurant des Jahres“ geehrt. Die Auszeichnung vom Donnerstag krönt eine Laufbahn, die schon lange das Ziel hatte, ganz oben anzukommen.
Schon wieder geht es aufwärts mit der deutschen Küche. Auch in seiner neuen Ausgabe ehrt der Guide Michelin die Leistungen mit mehr Auszeichnungen denn je. Nach Aufwertungen in allen Kategorien gibt es nun elf Häuser mit drei Sternen (plus eins gegenüber dem Vorjahr), 37 mit zwei Sternen (plus zwei), 226 mit einem Stern (plus 17) und 452 mit „Bib Gourmand“ (für „preiswerte, sorgfältig zubereitete Mahlzeiten“).
Verfeinerte Kenntnisse bei den besten Adresse
Christian Jürgens, in Westfalen geboren, verfeinerte seine Kenntnisse nach seiner Grundausbildung bei besten Adressen. Den Anfang machte Feinkost Käfer in München. Dann ging es ins „Tantris“ zu Heinz Winkler, dem er wenig später in seine neu eröffnete „Residenz Heinz Winkler“ in Aschau folgte. Weiter ging es bei Jörg Müller auf Sylt. Dann folgte eine längere Zeit in der „Aubergine“ von Koch-Legende Eckart Witzigmann in München. Kein Wunder also, dass er bei seinem ersten Engagement als Küchenchef, dem „Restaurant am Marstall“ in München, gleich mit einem Stern ausgezeichnet wurde. Bei seinem zweiten Lokal, dem „Restaurant Kastell“ in Burg Wernberg-Köblitz, holte er einen zweiten Stern. Im August 2008 übernahm Jürgens den Posten des Küchenchefs im „Überfahrt“. Das Seehotel zählt zur Althoff-Hotelgruppe, die in ihren Häusern besonderes Gewicht auf hervorragende Küche legt. So zählen zum Beispiel der international renommierteste deutsche Koch, Joachim Wissler („Gourmetrestaurant Vendôme“ in Bensberg) oder Nils Henkel („Gourmetrestaurant Lerbach“ in Bergisch Gladbach) ebenfalls zum Portfolio. Dort fördert man Talente, die das Zeug zu großen Leistungen haben.
Bei Christian Jürgens, dem hartnäckig arbeitenden Groß-Talent, waren die Voraussetzungen bestens. Vielleicht stand ihm bisweilen das eigene Selbstbewusstsein im Wege, und er brauchte noch Zeit zur Abrundung seiner Fähigkeiten. Nun überzeugt das Resultat. Jürgens hat eine Linie zwischen eleganter Verspieltheit und Konzentration aufs Wesentliche gefunden. Bei seinen Kleinigkeiten vor und nach dem Menü nutzt er gerne Einflüsse aus der internationalen Spitzenküche. Da gibt es dann „Tegernseer Kiesel“, die neben richtigen Kieseln serviert werden, Gänseleber in der Form einer Zigarre (inklusive Asche) oder kunstvoll in kleine Bäumchen drapierte Kleinigkeiten. Das entspannt, und die Gäste dürfen auch mal schmunzeln.