
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock kapituliert vor der Finanzaufsicht Bafin und zieht sich aus dem Bieterkreis für die BHF-Bank zurück. Grund seien die bürokratischen Anforderungen.
Ein schnelles Ende der seit mehr als zwei Jahren dauernden Hängepartie um die Zukunft der Frankfurter BHF-Bank ist nicht in Sicht. Der Finanzinvestor RHJ International (RHJI) muss bei der Übernahme der Deutsche-Bank-Tochter nun ohne den weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock auskommen, dessen Einstieg die deutsche Finanzaufsicht Bafin seit Monaten blockiert hat. Nun gab Blackrock auf, wie die vom ehemaligen Dresdner-Investmentbank-Chef Leonhard („Lenny“) Fischer geführte RHJI am Mittwoch mitteilte.
Die Deutsche Bank lässt weitere 30 Millionen Euro vom Kaufpreis nach und lässt sich einen Teil der nunmehr 354 Millionen Euro in RHJI-Aktien zahlen. Doch das Genehmigungsverfahren bei der Bafin beginnt nun von Neuem.
Die Deutsche Bank versucht seit mehr als drei Jahren, die mit Sal. Oppenheim übernommene BHF-Bank loszuwerden. „Wir halten an dem Vorhaben fest, die BHF-Bank zu verkaufen. Wir sind zuversichtlich, dass der Verkauf gelingen wird“, sagte ein Sprecher.
Fischer spricht seit Sommer 2011 mit dem Branchenprimus, der sich für die BHF-Bank ursprünglich einen Erlös von einer halben Milliarden Euro erhofft hatte. Fischer sprach von einer „entscheidenden Entwicklung“. Er sei hoffnungsvoll, dass die ausstehenden Genehmigungen nun nur noch eine Frage weniger Wochen seien. Schon ein Verkauf der BHF-Bank an die liechtensteinische Fürstenbank LGT war am Widerstand der Bafin gescheitert.
Die Bafin bremste Fischers Zuversicht: Mit dem Ausstieg von Blackrock würden die Karten neu gemischt. Dem bisherigen Antrag sei die Grundlage entzogen, das Genehmigungsverfahren beginne damit praktisch von vorn, sagte ein Sprecher. Liegen alle Unterlagen vor, hat die Bafin erneut 60 Tage Zeit zur Prüfung. „Kurzfristig ist nicht mit einer Entscheidung zu rechnen.“
Die Bafin hatte seit dem Frühjahr den Antrag von RHJI und vier Co-Investoren geprüft: Blackrock sollte Finanzkreisen zufolge rund 50 Millionen Euro zu der Übernahme beisteuern – doch die Bonner Finanzaufseher forderten von den Amerikanern genaue Unterlagen, wie der Vermögensverwalter der BHF-Bank im Krisenfall beispringen würde.
Verhärtete Fronten
Ein Ultimatum der Finanzaufsicht war verstrichen, die Fronten waren verhärtet. „Der Aufwand stand am Ende in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen“, hieß es im Umfeld des Investors. Blackrock, zugleich einer der größten Anteilseigner der börsennotierten RHJI, hatte sich selbst eher als passiven Investor gesehen. Die Amerikaner bestätigten am Mittwoch nur ihren Rückzug.
Die BHF-Bank soll Teil der britischen Bank Kleinwort Benson werden, die Fischer zum neuen Kern von RHJI machen will. Im Zuge der BHF-Übernahme sollen nunmehr noch drei Co-Investoren über eine Kapitalerhöhung bei Kleinwort Benson einsteigen: der Unternehmer und BMW -Aktionär Stefan Quandt, der RHJI-Mitgründer Timothy Collins und der chinesische Mischkonzern Fosun, der unter anderem am Reiseveranstalter Club Med beteiligt ist, bleiben an Bord.
Nach dem Ausstieg von Blackrock muss RHJI aber einen größeren Teil der Finanzierung selbst stemmen – 65 statt 60 Prozent. Die Deutsche Bank soll rund 322 Millionen Euro in bar bekommen. Mit neun Prozent wird sie zudem einer der größten Aktionäre von RHJI.
Die BHF-Bank, deren Wurzeln über 150 Jahre zurückreichen, ist in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. Ende Juni kam sie noch auf eine Bilanzsumme von 7,5 Milliarden Euro – 2010 waren es noch 12,7 Milliarden. Sie beschäftigt noch gut 1000 Mitarbeiter. In den ersten sechs Monaten 2013 schrieb sie nach RHJI-Angaben einen operativen Gewinn von 6,8 Millionen Euro. Mit einer harten Kernkapitalquote von 16,6 Prozent sieht sie sich auf einem gesunden Fundament.
