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Das Milliardengrab der Deutschen Bank

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Die Chefs der Deutschen Bank wollen einen Kulturwandel in Gang setzen. Doch die Bank zahlt noch für ihre Sünden aus der Vergangenheit. Für die sind ihre heutigen Chefs mitverantwortlich.

Die Deutsche Bank kommen die Sünden der Vergangenheit immer teurer zu stehen: Im dritten Quartal musste Deutschlands größte Bank weitere 1,2 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückstellen.

Grund dafür waren im Wesentlichen die Ermittlungen im Zusammenhang mit der angeblichen Manipulation von Interbankenzinsen wie Libor oder Euribor sowie die Verfahren in den Vereinigten Staaten wegen komplexen Hypothekenanleihen. In den Vergangenen Tagen hat die amerikanische Bank JP Morgan einen Vergleich über 13 Milliarden Dollar mit der amerikanischen Regierung geschlossen. Das hat auch in den Frankfurter Doppeltürmen zu der Einsicht geführt, dass eine Einigung mit den amerikanischen Justizbehörden kostspieliger ausfallen wird als ursprünglich angenommen.

Insgesamt belaufen sich die Rückstellungen inzwischen auf gut 4,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere 1,3 Milliarden Euro an weiteren Rechtsrisiken, für die bislang noch keine Rückstellungen gebildet worden sind: so genannten „Eventualverbindlichkeiten“.

Im Frühjahr hatten die Aktionäre der Deutschen Bank 3 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung gestellt. Nun müssen sie zur Kenntnis nehmen, dass die Rechtsrisiken den Gewinn im dritten Quartal nahezu vollständig aufgefressen haben. Mehr als eine schwarze Null ist nicht herausgesprungen.

Zu dem Gewinneinbruch haben auch die Einbußen im Handel mit Anleihen beigetragen. Doch diese Schwankungen an den Kapitalmärkten könnte die Bank besser wegstecken, wäre sie nicht mit den zahlreichen Rechtsrisiken konfrontiert. Und die Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen kann noch nicht Entwarnung geben. Sie warnt im Quartalsbericht vor weiteren Herausforderungen, die zu bewältigen sind.

Das Urteil an der Börse fällt deutlich aus: Bis zu 3 Prozent verliert der Aktienkurs in Reaktion auf die Quartalszahlen. Dass die Sünden der Vergangenheit immer noch schwerer wiegen als die Fortschritte im Abbau von Bilanzrisiken und Kosten, zeigt sich am aktuellen Aktienkurs. Der liegt mit 35 Euro um mehr als ein Drittel unter dem Buchwert, mit dem die Deutsche Bank ihre Aktie bewertet. Der Markt erwartet also weiteren Abschreibungs- oder Vorsorgebedarf.

Der von Jain und Fitschen in Gang gesetzte Kulturwandel zahlt sich für die Aktionäre bislang noch nicht aus. Die Sünden der Vergangenheit sind für sie zum Milliardengrab geworden. So richtig ein Kulturwandel als Selbstreinigung nach der Finanzkrise ist, so nötig hat ihn die Bank auch, vor allem im Investmentbanking. Für die Fehlentwicklungen vor der Finanzkrise tragen auch Jain und Fitschen als langjährige Vorstandsmitglieder Verantwortung, nicht nur ihr Vorgänger Josef Ackermann.