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Billiges Geld treibt den Dax über 9000 Punkte

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Amerika druckt billiges Geld, und das treibt die Börsenkurse in die Höhe. Der Dax steigt am Freitag zeitweilig erstmals über 9000 Punkte. Wie es den Unternehmen geht, ist zweitrangig geworden.

Der Dax ist am Freitag zum ersten Mal über 9000 Punkte gestiegen. Nach einem Stand von 8952 Punkten am Morgen war nur noch ein kleiner Sprung nötig, um den Dax bis auf 9005 Punkte zu hieven. Und auch wenn der Leitindex zum Börsenschluss mit 8985,7 Punkten aus der Woche ging: Die Börsen haben bisher ein gutes Jahr hinter sich. Im Juni erst hat der Dax seinen früheren Höchststand aus der Zeit vor der Finanzkrise überschritten. Insgesamt hat der Dax in diesem Jahr um 18 Prozent zugelegt.

Die Ursache für den Rekord sehen die meisten Experten in billigem Geld aus den Vereinigten Staaten. Dort kauft die Notenbank seit Jahren immer mehr Staatsanleihen, um Geld in die Wirtschaft zu bringen und so die Konjunktur zu stützen. Dieses Geld soll als Kredit für Unternehmen dienen, die damit investieren und neue Arbeitsplätze schaffen können – so die Theorie.

Doch vieles von dem Geld bleibt an den Finanzmärkten, anstatt in die Realwirtschaft zu gehen. Einiges davon fließt nach Europa, nicht zuletzt nach Deutschland. Der Euro wird stärker. Und die Aktienkurse reagieren schon seit einiger Zeit nicht mehr vordringlich darauf, wie gut die Wirtschaft läuft – sondern vor allem darauf, wie sie die Politik der amerikanischen Notenbanken einschätzen: ob sie glauben, dass die Notenbank weiter Geld in die Wirtschaft schickt.

Wie das Geld die Kurse treibt

Wie das funktioniert, hat sich im Sommer gezeigt – und in dieser Woche am Mittwoch. Im Sommer dachte Amerikas Notenbankchef Ben Bernanke laut darüber nach, möglicherweise weniger Anleihen zu kaufen als zuvor. Prompt sanken die Aktienkurse weltweit. Sie erholten sich erst wieder, als die Notenbank diese Pläne im September wieder in die Zukunft schob.

Am Mittwoch dieser Woche wurde bekannt, dass in Amerika im September viel weniger neue Stellen entstanden sind als erhofft. Das war über viele Jahre als schlechtes Zeichen für den Aktienmarkt. Denn es zeigt, dass Amerikas Konjunktur schlecht läuft. Und es verschlechtert auch noch die kurzfristigen Perspektiven, denn arbeitslose Leute können weniger konsumieren. Vergangenen Mittwoch aber war es so, wie es in den vergangenen Wochen gebräuchlich wurde: Nach den schlechten Arbeitsmarktdaten stieg der Dax in die Höhe. Denn die Aussichten der Wirtschaft sind den Börsianern nicht mehr so wichtig. Stattdessen lesen sie die schlechten Aussichten als Zeichen dafür, dass die Notenbank weiter billiges Geld bereitstellt und die Kurse weiter steigen.

Entsprechend hat es den Aufwärtstrend des Dax am Freitag auch nicht gestört, dass der einflussreiche Ifo-Konjunkturindex sich leicht eingetrübt hat.

Der Dax ist im Jahr 1988 eingeführt worden und hat damals mit 1000 Punkten begonnen. Wenn er heute bei 9000 Punkten steht, heißt das nicht, dass sich die Aktienkurse wirklich verneunfacht hätten. Denn wenn Unternehmen ihre Gewinne als Dividende ausschütten, wird der Aktienkurs um die Dividende gekürzt – nicht aber der Dax. Ohne Berücksichtigung der Dividenden stünde der Dax heute bei rund 4760 Punkten.