Computer & Internet

Spiele für Japan und die Welt

• Bookmarks: 19


Der japanische Computerspieleentwickler Naruatsu Baba ist erst 35 Jahre alt und einer der jüngsten Milliardäre der Welt.. Er ist Profiteur und Sinnbild der „Abenomics“, einer Mischung aus aggressiver Geldpolitik und Konjunkturprogrammen.

Besser hätte der gestrige Tag für den japanischen Regierungschef Shinzo Abe kaum sein können. Erst verkündet die Regierung, dass Japans Wirtschaft im ersten Quartal 2013 überraschend stark gewachsen ist. Um 3,5 Prozent legte sie im Jahresvergleich zu – vor allem wegen der nach dem Ministerpräsidenten benannten „Abenomics“, einer Mischung aus aggressiver Geldpolitik und Konjunkturprogrammen. Fast zur selben Zeit meldete die Wirtschaftsagentur Bloomberg den Aufstieg eines 35 Jahre jungen japanischen Unternehmensgründers in die Liga der Milliardäre dieser Welt. Japan ist wieder da, lautet die Botschaft dieser beiden Meldungen. Und Naruatsu Baba, der 2008 ein Unternehmen für Mobiltelefon-Spiele gründete, ist seit Donnerstag neben Abe das Gesicht, in dem sich dieses wiedergefundene Selbstbewusstsein zeigt.

Im Dezember 2012, als Abe Regierungschef wurde, führte Baba sein Unternehmen Colopl an die Börse. 69 Prozent hält er noch an seinem Unternehmen, für das er selbst die ersten erfolgreichen Spiele entwickelt hat. Mit 1,4 Milliarden Dollar ist das Vermögen Babas in dieser Woche bewertet, der junge Japaner schaffte damit als einer der jüngsten Milliardäre den Sprung in den Milliardärsindex, den Bloomberg regelmäßig aktualisiert.

Erfolgreich ist Baba vor allem auf dem japanischen Markt. Den will er auch in Zukunft pflegen, auch wenn er sich anschickt, China, Südkorea und Amerika mit seinen Spielen zu erobern. Der in Tokio ansässige App-Produzent stellt unter anderem Spiele wie „Catastrophic Zombies“ oder „Kuma’s Digging Adventure“ her. Das Unternehmen ist mit fünf Titeln in den weltweit 32 erfolgreichsten Spiele-Apps für Android-Smartphones vertreten. Auf seiner eigenen Homepage wirbt Baba selbstbewusst damit, dass seine Spiele in weniger als einem Jahr rund zehn Millionen Mal heruntergeladen worden sind. Das entspricht in etwa acht Prozent der japanischen Bevölkerung, die mit Spielen seines Unternehmens spielen.

Auf der Jagd nach Punkten

Spiele von Babas Unternehmen Colopl können zunächst kostenlos heruntergeladen werden. Die Spieler werden später aufgefordert, Charaktere oder Spiele-Punkte zu kaufen, um weiter mitmachen zu können. Punkte bekommen sie auch, wenn sie bestimmte Geschäfte aufsuchen. Zu Beginn dieses Jahres beteiligten sich zum Beispiel 430 Geschäfte der Bezirke Sumida und Minato in Tokio an einer Aktion, in der die Spieler aufgefordert worden waren, genau diese Geschäfte zu besuchen – und damit Punkte zu erwerben. Kunden kamen aus allen Teilen Japans angereist. Mehr als eine Million Spieler reisen so durch das Land auf der Jagd nach Punkten. Dabei weiß der smarte Unternehmensgründer durchaus, dass er seinen Aufstieg in die Milliardärsliga der Welt nicht allein seiner Geschäftsidee verdankt.

Regierungschef Abe und seine Politik haben ihm ideale Bedingungen für seinen Aufstieg geschaffen. Seitdem die Bank von Japan die Märkte mit Geld flutet, der Yen gegenüber anderen wichtigen Währungen rund 20 Prozent an Wert verloren hat und die Börse in Tokio von Höchststand zu Höchststand eilt, steigen vor allem die Kurse von Neugründungen explosionsartig. Schon Ende April meldete die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“, dass Babas Vermögen aus diesem Grund um 39,7 Milliarden Yen gewachsen sei.

Auch wenn die Kritiker der Abenomics in Japan nahezu verstummt sind – Kritik an einer scheinbar erfolgreichen Politik wird als unziemlich empfunden, gibt es Stimmen, die vor einer neuen Blase warnen, wenn allein das billige Geld der Notenbanken die Kursrally an den Börsen treibt. Ähnliches befürchten Experten auch für die Handyspiele, die Babas Unternehmen entwickelt. So schrieb der Analyst Hiroshi Yamashina von der BNP Parisbas in einer Analyse bereits im April, dass sich der japanische Markt für Social Games auf eine weitere Blase zu bewegen könnte. Er erwartet, dass der Höhenflug schon bald ein Ende haben wird. Die Kurse dürften sich dann wieder entsprechend der Gewinnerwartungen entwickeln.

Einer der größten Märkte für Computerspiele

Baba weiß um diese Risiken. Deswegen setzt er auf Expansion. Mit englischen und chinesischen Versionen der Spiele will er sein Unternehmen zur Nummer eins in der Welt machen. „Wir werden Spiele machen für Japan und für die Welt“, sagt der Unternehmensgründer. Japan sei einer der größten Märkte für Computerspiele und werde auch in Zukunft rund die Hälfte des Umsatzes ausmachen.

Baba will seine Gewinne nutzen, das Unternehmen auszubauen. „Wir haben einen Plan, je Jahr 30 neue Spiele auf den Markt zu bringen“, kündigte er kürzlich in einem Interview an. Abes Geldpolitik mag ihm geholfen haben, zum Milliardär zu werden. Doch Baba weiß, dass die lockere Geldpolitik der Bank von Japan seinen Erfolg auf Dauer nicht garantieren kann.