
Das neue Macbook Air ist weiterhin eine Ausnahmeerscheinung. Das Notebook ist edel, schön und schnell. Doch die Konkurrenz sitzt Apple im Nacken. Reicht eine Auffrischung der Hardware?
Apple hat das Macbook Air überarbeitet. Das ist erfreulich. Schaut man sich das Notebook genauer an, stellt sich allerdings die Frage, ob die beiden 11,6 und 13,3 Zoll großen Modelle immer noch als Ausnahmeerscheinung unter all den vielen Konkurrenzprodukten gelten können. Apple hat abermals Bauform und Bildschirm bei den Renovierungsarbeiten nicht angefasst. Gewicht, Maße und Auflösung sind seit Ende 2010 – bis auf eine leichte Auffrischung vor einem Jahr – die gleichen geblieben. Ist das Äußere des Macbook Air tatsächlich so genial, dass nichts geändert werden muss, oder gehen Apple schlichtweg die Ideen aus?
Gut, Apple hatte vor fünf Jahren die Stange sehr hoch gelegt. Steve Jobs präsentierte 2008 das „dünnste Notebook der Welt“ in einem Papierumschlag und schuf letztlich eine neue Produktkategorie: kleine, leichte Notebooks mit langen Akkulaufzeiten ohne optisches Laufwerk, die zudem schnell hochfahren und ebenso zügig aus dem Standby erwachen. Intel lieferte für die Windows-Welt den Markennamen „Ultrabook“ und die geeigneten Prozessoren. Die Konkurrenz brauchte eine Weile, um wenigstens annähernd auf das Niveau des Macbook Air zu kommen. Und vor zweieinhalb Jahre hob Apple das Niveau abermals an. Doch seit einiger Zeit gibt es einige Ultrabooks von verschiedenen Herstellern, die – je nach Fokus auf bestimmte Eigenschaften – auf einer Höhe mit Apple sind.
So ist das Macbook Air schon länger nicht mehr das dünnste Notebook der Welt. An die hohe Verarbeitungsqualität dieses Geräts kommen jedoch nicht viele heran. Das liegt unter anderem am stabilen Unibody-Gehäuse, das aus einem Alublock hergestellt wird. Ähnliche – und nicht unbedingt schlechtere – Verfahren wenden auch andere Unternehmen bei der Produktion an. Dennoch: Wer das leicht keilförmige Gehäuse in den Händen hält, spürt zwischen seinen Fingern förmlich die Güte des Materials. Die Perfektion in der Verarbeitung und die Durchdachtheit des Designs begeistern fortwährend. An der angenehmen Tastatur und dem präzisen Touchpad braucht Apple sowieso nichts zu ändern. Da müssen viele Windows-Notebooks hintenanstehen. Der Umgang mit einem Macbook Air ist haptisch nach wie vor ein Erlebnis. Auch durch technische (Un-)Auffälligkeiten wie diese: Ganz selten springt der Lüfter an. Das Gerät schweigt in der Regel angenehm vor sich hin.
Die Revolution im Notebook-Markt versuchen nun mittlerweile andere. Lenovos Ultrabook „Yoga“ kann sich der Nutzer zurechtbiegen: ganz klassisch als Notebook oder stylisch als Tablet. Sonys Vaio Duo 13 hat einen raffinierten Klappmechanismus, der es ebenfalls zum Tablet macht. Microsoft hat mit dem Surface Pro ein üppig ausgestattetes Tablet vorgelegt, das mit Hilfe des Type-Covers zum Ultrabook wird. Samsung präsentierte vorherige Woche das Ativ Book 9 Plus: ein Windows-Notebook mit 13-Zoll-Bildschirm in einer beeindruckenden Auflösung von 3200 × 1800 Pixel. Und bei den Geräten von Acer, Asus und anderen Herstellern liegt die Revolution im Preis: Sie kosten zum Teil weit weniger als 1000 Euro.
Der Bildschirm ist in die Jahre gekommen
Wenn gezielt nach einer Schwäche des Macbook Air gesucht wird, kommt man unweigerlich zum Bildschirm. Das Display schwächelt noch nicht, aber es ist in die Jahre gekommen, wenn man einen Blick auf die Konkurrenz wirft. So findet man einige 13-Zöller mit Full-HD-Auflösung, also mit 1920×1080 Pixel. Das Macbook Air mit 13 Zoll hat nur 1440×900 Pixel, der kleine Bruder 1366×768. Zudem haben viele neue Ultrabooks ein berührungsempfindliches Display. Dabei hat Apple schon gezeigt, mit welcher Technik man beim Bildschirm die Konkurrenz für eine Weile abhängen kann. Dem Macbook Pro – dem vollwertigen Notebook aus dem Hause Apple – hat man sowohl in 13 als auch in 15 Zoll ein Retina-Display spendiert. Um dem Display des Macbook Air kein Unrecht zu tun: Ausleuchtung und Helligkeit des Bildschirms sind sehr ordentlich und noch auf der Höhe der Zeit.
Jetzt zu den Neuerungen: Apple hat das Innere mal wieder aufgepeppt. Sowohl im 11- als auch im 13-Zoll-Modell arbeitet nun ein Intel Dual-Core-i5 mit Haswell-Architektur. Dieser neue Prozessor erhöht nicht – die ohnehin recht flotte – Geschwindigkeit bei der täglichen Arbeit. Er ist „nur“ noch mit 1,3 Gigahertz getaktet, was über die tatsächliche Geschwindigkeit nicht viel aussagt, weil sich auch die Architektur des Prozessors geändert hat. Nach wie vor kann dieser sowieso per „Turboboost“ auf 2,6 Gigahertz erhöhen, wenn die Auslastung etwa durch 3D-Spiele sehr hoch ist. Dann wirkt auch der neue Grafikprozessor unterstützend. Der HD 5000 Graphics soll bei solchen Spielen bis zu 40 Prozent schneller sein.
Bis zu zwölf Stunden Akkulaufzeit
Die neue Prozessor-Generation von Intel ist im Wesentlichen dafür entwickelt worden, den Akku während des Betriebs zu schonen. Die dadurch erreichbare Laufzeit ist beim 13-Zoll-Modell beachtlich. Apple wirbt mit „einem Tag“, also zwölf Stunden, Laufzeit. Unsere Tests ergaben gut elf Stunden. Wenn der Akku etwas besser konditioniert ist und die Einstellungen im Betriebssystem entsprechend optimiert sind, könnte die offizielle Angabe von zwölf Stunden realistisch sein. Ähnliches gilt für das Modell mit 11 Zoll. In diesem hält der Akku nahezu neun Stunden. Erst im direkten Vergleich wird deutlich, was der neue Prozessor bewirkt. Das „alte“ Macbook Air mit 13 Zoll schaffte gerade mal sieben und der kleine Bruder nur fünf Stunden.
Unter die von Herstellern ebenfalls gern genutzte Kategorie „schneller“ fällt der neue W-Lan-Modus „802.11ac“. Theoretisch flitzen in Netzwerken damit die Daten drei Mal so schnell zum Macbook Air. Doch in der Praxis wird das W-Lan diese Geschwindigkeit nicht erreichen, weil das heimische Netzwerk einen Router braucht, der ebenfalls den neuen W-Lan-Modus bedienen kann. Und noch einmal aus der Rubrik „höhere Geschwindigkeit“: Die neuen SSD-Festplatten sollen laut Apple 45 Prozent schneller als die im Vorgänger sein. Das könnte ein Grund für die flotte Zeit beim Booten sein. Nach rund zehn Sekunden kann es losgehen. Das ist sehr ordentlich. Es gibt nur wenige Windows-Laptops, die es schneller können.
Für Bildbearbeitung eventuell zu wenig Arbeitsspeicher
Apple hat bei gleichbleibenden Preisen den Speicherplatz des Modells mit 11-Zoll-Bildschirm verdoppelt. Sowohl das kleine (1000 Euro) als auch das große Macbook Air (1100 Euro) haben in der Standardkonfiguration nun 128 Gigabyte. Der Arbeitspeicher ist mit vier Gigabyte gleich groß geblieben. Das könnte für Bildbearbeitung manchmal etwas zu wenig sein. Für nur 100 Euro kann man auf acht Gigabyte aufstocken. Art und Anzahl der Anschlüsse sind allesamt gleich geblieben, neu ist jedoch ein zweites Mikrofon. Apple setzt es ein, um beim Videochat (zum Beispiel „Facetime“) die Hintergrundgeräusche zu unterdrücken und somit die Sprachqualität zu verbessern.
Wer schon ein Macbook Air besitzt und mit diesem nicht ständig unter Strommangel leidet, kann die Kreditkarte wieder in seinen Geldbeutel stecken. Er hat nach wie vor ein Notebook höchster Verarbeitungsqualität, guter Bildschirmdarstellung und angemessener Akkulaufzeit. Wer allerdings noch kein leichtes und dünnes Notebook hat, wird in der Windows-Welt sehr selten eines finden, das als Ganzes so überzeugt.
