Eurokrise

So viel Geld braucht Griechenland die nächsten Jahre

• Bookmarks: 32


Für das Jahr 2015 klafft in der griechischen Finanzplanung eine Lücke von 6,5 Milliarden Euro, für 2016 keine, hat der Internationale Währungsfonds ausgerechnet. Boomender Tourismus bremst den Wachstumseinbruch.

Die griechische Wirtschaft schrumpft langsamer als erwartet, zugleich sind offenbar neue Zahlen des Internationale Währungsfonds zum Finanzbedarfs des klammen Landes in den kommenden Jahren bekannt geworden. Demnach rechnen die IWF-Ökonomen für die Jahre 2015 bis 2020 brutto mit einer Finanzlücke von 47 Milliarden Euro. Der
Haushaltsausschuss des Bundestages hatte Finanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) um aktuelle Zahlen zur Lage in Athen gebeten.

Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen brutto und netto. Der genannte Bedarf ist nicht zu verwechseln mit weiterem Hilfsbedarf Griechenlands durch seine europäischen Partnerländer. Der Bruttofinanzbedarf umfasst das staatliche Finanzierungsdefizit sowie den Finanzbedarf aufgrund zu tilgender Staatsanleihen und sonstiger zu tilgender Darlehen.

Für das Jahr 2015 geht der IWF von einem Brutto-Finanzbedarf von rund 14,4 Milliarden Euro aus. Hier gebe es eine Netto-Lücke von rund 6,5 Milliarden Euro auf, die bislang nicht abgedeckt ist. Für 2016 sei der Finanzbedarf von 8,3 Milliarden Euro in Athen indes vollständig gegenfinanziert.

Hoffnungsträger Tourismus

Die SPD hatte kürzlich unter Berufung auf ältere Zahlen von einem
Finanzbedarf von rund 77 Milliarden Euro gesprochen.
Im
Finanzministerium hieß es, die aktuellen IWF-Schätzungen zeigten,
dass das im Dezember 2012 beschlossene Hilfsprogramm wirke. Die Lage in Griechenland habe sich zum Besseren gewendet.

Unterdessen schrumpft die Wirtschaftsleistung Griechenlands offenbar langsamer als erwartet. Im zweiten Quartal des Jahres fiel das Bruttoinlandsprodukt nach neuesten Berechnungen um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistikamt mitteilte. Vorläufige Zahlen hatten noch ein Minus von 4,6 Prozent gezeigt. Zu Anfang dieses Jahres 2013 war die Wirtschaft noch um 5,6 Prozent geschrumpft. Ursache der etwas besser als prognostizierten Entwicklung sei hauptsächlich der Tourismus, der dieses Jahr in Griechenland mit mehr als 11,5 Millionen erwarteten Besuchern einen neuen Rekord erzielen soll.

Volkswirte erwarten einen ersten Hoffnungsschimmer für 2014 mit einem marginalen Plus von 0,2 bis 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum. Die Lage auf dem griechischen Arbeitsmarkt ist jedoch weiter dramatisch: 27,6 Prozent haben keinen Job. Unter Jugendlichen ist die Rate doppelt so hoch.