Europäische Union

Italien verstärkt Präsenz im Mittelmeer

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Rom verdreifacht ab Montag seine Militärpräsenz im südlichen Mittelmeer. Die Maßnahme solle so lange gelten, bis die EU sich stärker engagiere.

Nach den jüngsten Flüchtlingsdramen vor Lampedusa mit mehr als 400 Toten will Italien die Überwachung im Mittelmeer von diesem Montag an verstärken. Die Einsatzkräfte von Marine und Luftwaffe in der Straße von Sizilien würden verdreifacht, kündigte Ministerpräsident Enrico Letta an. „Italien startet am Montag einen humanitären Militäreinsatz mit Schiffen und Flugzeugen, um den Teil des Mittelmeeres, der in den letzten Tagen (für viele Flüchtlinge) zum Grab geworden ist, so weit wie möglich zu sichern“, sagte Letta. Dies sei eine Überbrückungsmaßnahme vor einem erhofften größeren Engagement der Europäischen Union. Verteidigungsminister Mario Mauro sagte am Sonntag, Italien brauche „entschlossene Maßnahmen, um diese Schiffswracks am Auslaufen zu hindern.“

Zusätzlich zur Küstenwache und Grenzpolizei hat die italienische Marine gegenwärtig drei Kriegsschiffe in der Region im Einsatz, die von vier Hubschraubern und zwei Aufklärungsflugzeugen mit Nachtsichtgeräten unterstützt werden. Medienberichten zufolge könnte auch eine unbemannte Drohne eingesetzt werden.

Die EU-Innenminister hatten bei ihrem jüngsten Treffen zugesagt, Italien mit europäischen Grenzschützern (Frontex) zur Rettung von Flüchtlingen aus Seenot zu unterstützen. Die bestehenden Regeln zur Aufnahme von Flüchtlingen ließen sie unangetastet. Demnach bleibt das Land, in dem ein Flüchtling die Europäische Union erreicht, für das Asylverfahren und die Unterbringung verantwortlich. Italien will deshalb das Flüchtlingsproblem erneut beim EU-Gipfel am 24. und 25. Oktober zur Sprache bringen.

Die Zahl der Toten der Schiffstragödie, die sich Donnerstag vor einer Woche vor Lampedusa ereignet hatte, stieg unterdessen auf 362. Nach italienischen Angaben wurden am Samstag knapp 20, am Sonntag noch einmal vier Leichen aus dem Meer geborgen. 155 Flüchtlinge hatten den Schiffbruch überlebt. Nach ihren Angaben sollen insgesamt 545 Menschen an Bord gewesen sein.

Beim jüngsten Schiffsunglück zwischen Malta und Lampedusa waren am Freitag mindestens 35 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen, mehr als 200 konnten gerettet werden. Am Freitag war zudem ein Flüchtlingsboot auf dem Weg nach Europa vor der Küste Ägyptens gesunken – 12 der rund 150 Menschen an Bord starben.

Trotz der jüngsten Tragödien machen sich immer mehr Bootsflüchtlinge von Nordafrika aus auf den Weg nach Europa. In der Nacht zum Sonntag brachte die italienische Küstenwache ein Schlauchboot mit 14 Menschen auf, eine im neunten Monat schwangere Frau wurde mit einem Hubschrauber nach Lampedusa gebracht. Am Vortag war ein Schiff mit 183 Flüchtlingen kurz vor der Küste der winzigen Mittelmeerinsel abgefangen worden. Weiterhin half die italienische Küstenwacht 85 Migranten, die etwa 85 Seemeilen südlich von Lampedusa festsaßen.