Medizin

Am besten zu einer jungen Ärztin

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Die Frauen unter den Hausärzten machen alles besser – das wird in einer kanadischen Studie behauptet. Sollte man nur noch zu Ärztinnen gehen – oder gibt es noch andere Kriterien?

Das will man hören: Ärztinnen machen es besser als Ärzte. Da ohnehin alle Prognosen davon ausgehen, dass die Medizin in Zukunft weiblich werden wird, sollte dies eine beruhigende Botschaft sein. Für Diabetiker in Kanada jedenfalls sieht es gut aus, wenn sie einer Frau Doktor vertrauen. Das geht aus einer Studie mit 870 Hausärzten hervor, die Hälfte war weiblich: Gingen die Zuckerkranken zu einer Ärztin, erhielten 71 Prozent von ihnen Medikamente gemäß der Leitlinien, aber „nur“ 67 Prozent der männlichen Ärzte verschrieben derart regelkonform. Wem dieser Unterschied zu gering ausfällt, der wird von der ganzen Studie enttäuscht sein, denn bei den anderen Parametern verhält es sich ähnlich: Ärztinnen haben zwar etwas häufiger als ihre männlichen Kollegen die jährlich vorgeschriebene körperliche Untersuchung empfohlen. Aber mit 39 versus 33 Prozent blieb auch dieser Unterschied klein. Die Qualitätsunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Ärzten sind leider nie so groß, als dass sie den Gendertheoretikern Luftsprünge erlaubten. Auch einschlägige Ergebnisse aus deutschen Studien stehen auf ähnlich dünnem Evidenz-Eis: Patienten mit Herzschwäche würden „häufiger“ mit den erforderlichen Medikamenten behandelt, wenn ihr Arzt eine Frau ist, heißt es etwa in einer Untersuchung der Universität des Saarlandes.

Der junge Arzt ist überlegen

Leider lassen solch qualitative Aussagen in der Regel die statistische Signifikanz vermissen, die die Überlegenheit der Frauen im medizinischen Geschäft tatsächlich mit harten Fakten untermauern könnte. Schaut man genauer hin, so verblassen die Unterschiede zum Beispiel dann, wenn man das Alter der Mediziner berücksichtigt. Die jüngeren sind besser als die älteren Ärzte, lautet die wirklich interessante Botschaft der kanadischen Studie, und dafür lassen sich schon viel bessere Belege finden. Die Arbeit älterer Ärzte wurde auch in einer britischen Untersuchung, die einen Zeitraum von elf Jahren umfasste, sechsmal häufiger beanstandet als die ihrer jüngeren Kollegen.

Dass der „Hausarzt der Zukunft eine Hausärztin“ sein wird, wie unlängst auf der Jahrestagung der Allgemeinmediziner in München verkündet wurde, sollte deshalb nicht vorschnell mit Begeisterung aufgenommen werden. Da den Hausärzten wie vielen anderen Fachdisziplinen in der Medizin der Nachwuchs ausgeht und ältere Ärzte mit lockenden Angeboten absehbar für weitere Dienstjahre geködert werden, ist auch die Ärztin der Zukunft eher eine Seniorin, und das beruhigt einen dann schon weit weniger.