Gesellschaft

Kontrastmittel in Verruf: Gefahr in der Röhre?


Bei einer MRT wird häuft ein Gadolinium-Kontrastmittel verabreicht, um Gewebestrukturen besser sichtbar zu machen.

Wird bei MRT-Untersuchungen ein toxisches Kontrastmittel verabreicht? Patienten klagen über bestimmte Symptome. Mediziner und Behörden warnen vor Panikmache.

Untersuchungen in der „Magnet-Röhre“, dem Kernspin- oder Magnetresonanztomographen (MRT), sind zwar nicht gerade leise, weil die Geräte mit ihren schweren Magnetspulen beim Betrieb einiges an Lautstärke erzeugen, aber sie gelten gemeinhin als absolut harmlos. Anders als etwa im Computertomographen werden keine Röntgenstrahlen verwendet. Dieser Ruf der Harmlosigkeit hat allerdings vor einiger Zeit tiefe Kratzer bekommen. Ein in bestimmten Fällen, aber nicht mal selten benutztes Kontrastmittel, das die Gewebe im Bild hervorhebt und viele Details so erst sichtbar macht, soll selbst Gesundheitsprobleme bereiten. Ein eigenes Krankheitsbild wurde beschrieben, aber von vielen Medizinern nicht akzeptiert. Mehr als zehn Jahre geht diese Auseinandersetzung nun schon.

Jetzt allerdings, nachdem weitere Daten gesammelt und Arzneimittel-Behörden aktiv geworden sind, beschäftigt der medizinische Konflikt auch zunehmend die Öffentlichkeit. Neu ins Rollen gebracht hat die Geschichte der amerikanische Hollywood-Schauspieler Chuck Norris. Anfang November berichteten amerikanische Zeitungen, Gadolinium habe bei seiner Frau Gena Norris die „Gadolinium Ablagerungs-Krankheit“ (Gadolinium Deposit Disease, GDD) verursacht, zehn Millionen Dollar Schmerzensgeld soll das Paar fordern. Kurz darauf schrieben auch deutsche Journalisten über die angebliche Vergiftung, im Dezember gründet der ehemalige Krankenpfleger Georg Wehr eine Selbsthilfegruppe und warnt vor einem „schier unglaublichen Medizinskandal“. Fast hundertsechzig Mitglieder hat inzwischen seine Facebook-Gruppe, allein im vergangenen Monat sind mehr als zwei Dutzend dazu gekommen.