Gesellschaft

Zum Tode von Prinz Henrik: „Ich war anders“

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Litt an Demenz: Prinz Henrik, der Gatte der dänischen Königin Margrethe II.

Prinz Henrik von Dänemark ist im Alter von 83 Jahren auf Schloss Fredensborg gestorben. Für seine große Liebe, Margrethe II., gab er viel auf. Ein Nachruf.

Er war gebildet und musisch begabt, er liebte den Wein und die Kunst, er studierte Bildhauerei und dichtete. Nicht nur seiner Frau widmete er rührende Zeilen, auch seinem geliebten Hofdackel: „Stolz wie ein Papst empfängst du Schelte wie eine Gnade.“

Prinz Henrik fiel auf. Zwar musste er stets hinter seine Frau treten, die Königin von Dänemark. Doch er verschwand nicht hinter ihr. Das brachte ihm nicht nur Sympathien ein in dem sonst so harmonischen Land. Im Gegenteil. Denn der Prinz fiel auch deshalb auf, weil er sich bis ins hohe Alter nicht so recht mit seiner Rolle am Hof abfinden mochte. Am späten Dienstagabend hat Prinz Henrik nun seine Ruhe gefunden. Auf Schloss Fredensborg ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Hof teilte mit, dass seine Frau und seine beiden Söhne an seiner Seite waren.

Als Graf Henri Jean Marie André de Laborde de Monpezat wurde er am 11. Juni 1934 im französischen Talance, in der Nähe von Bordeaux, geboren. Henrik verbrachte als Kind ein paar Jahre in Indochina, wo sein Vater eine Tageszeitung besaß und Betriebe der Familie führte. Später studierte er Jura und Staatslehre an der Universität Sorbonne, er lernte Chinesisch und Vietnamesisch. Nach seinem Wehrdienst wurde er schließlich 1962 in den diplomatischen Dienst aufgenommen, 1964 wurde er an die französische Botschaft in London entsandt. Dort soll er 1965 bei einem Empfang seiner späteren Frau näher gekommen sein – der dänischen Thronfolgerin Prinzessin Margrethe, die sich an diesem Abend sogleich in ihn verliebt haben soll. 1966 wurde die Verlobung bekanntgegeben, 1967 heirateten die beiden in Kopenhagen. 1972 bestieg Margrethe den Thron. Henrik aber blieb Prinz. Das sollte ihn immer wieder beschäftigen in den folgenden Jahrzehnten.

Die große Liebe soll es gewesen sein zwischen der Königin und dem Prinzen, von einer glücklichen Ehe wird berichtet. Zwei Söhne hat das Paar, Prinz Frederik ist der Älteste und damit der Thronfolger. Doch musste der Graf aus Frankreich auch einen Preis zahlen: Aus Henri wurde Henrik, vom katholischen Glauben trat er über zur lutherischen Kirche in Dänemark, und dann entwickelte sich auch die Beziehung zum dänischen Volk schwierig. Er selbst erinnerte sich in seiner Biographie, die 1996 erschien, wie damals alles an ihm kritisiert worden sei. Dass er mäßig Dänisch sprach, dass er Wein dem Bier vorzog, Citroën einem Volvo, Tennis dem Fußball. „Ich war anders.“ Später machte er dann auch die Klage öffentlich, dass er nicht König geworden sei, sondern nur Prinzgemahl. Obwohl er über die Jahrzehnte immer mehr Anerkennung erfuhr für seine Art und seinen Einsatz zum Beispiel für das Rote Kreuz oder seine Unterstützung der Königin auf ihren Auslandsreisen, wurde dieser Rollenkonflikt nie wirklich aufgelöst. Immer wieder drang es auch an die Öffentlichkeit. Zuletzt im vergangenen Jahr, als Prinz Henrik in einer dänischen Zeitung verkündete, er wolle nicht neben seiner Frau in der Domkirche in Roskilde begraben werden, wie es der Tradition entspräche. Dafür wolle er zuerst zum Königingemahl gemacht werden, äußerte er. Kurz darauf machte der dänische Hof öffentlich, dass der Prinz an Demenz erkrankt sei.

Rückzug aus der Öffentlichkeit

Nach seinem Tod wurde ihm im Land und darüber hinaus am Mittwoch viel Anerkennung zuteil. Dänemark habe einen einzigartigen Repräsentanten des Landes verloren, schrieb der dänische Premierminister. Die dänischen Fahnen wurden vor öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt. Auch der französische Präsident bekundete sein Beileid.

Prinz Henrik hatte sich in den vergangenen Monaten immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Von einer Reise nach Ägypten im Januar kehrte er mit einer Lungenentzündung heim. Im Krankenhaus entdeckte man zudem einen gutartigen Tumor in einem Lungenflügel. Sein Zustand verschlechterte sich dann schnell. Kronprinz Frederik brach seinen Aufenthalt bei den Olympischen Spielen ab und eilte nach Kopenhagen. Am Dienstag entschied Prinz Henrik dann, seine letzte Tage auf Schloss Fredensborg verbringen zu wollen. Es blieben ihm nur Stunden.

Am kommenden Dienstag soll Prinz Henrik im engen Familienkreis beigesetzt werden, teilte der Hof mit. Seine Asche soll aufgeteilt werden: Eine Hälfte wird auf dem Meer verstreut, die andere in einer Urne im Garten von Schloss Fredensborg beigesetzt. Das habe er sich so gewünscht.