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Führungspersönlichkeiten: Der Autoritätsverfall

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Führungswille: Joseph (Joschka) Fischer (links) und Gerhard Schröder 2005 im Bundestag

Das Wanken der SPD und ihrer Führung spiegelt eine gesellschaftliche Entwicklung wider. Daran ist das Internet zwar nicht schuld, doch es beschleunigt den Prozess.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Schwanken der SPD in Richtung einer dritten Koalition mit der Union, den Abiturnoten in Deutschland und dem Internet? Ja, es gibt ihn. Es ist die strukturelle Erosion von Autorität, die ihren Ausgangspunkt vor fünf Jahrzehnten in einer gesellschaftlichen Entwicklung hatte und seit zehn Jahren auf eine smarte Technik trifft, die geeignet ist, den Prozess erheblich zu beschleunigen. Aus diesem Gemisch entsteht die Unfähigkeit oder der Unwille, eine durch Amt und Funktion verliehene Autorität auszuüben.

Weniger freundlich gesagt, es findet sich immer öfter ein über individuelle Dispositionen hinausgehendes Führungsversagen. Eine Gesellschaft, deren Jugend vor einem halben Jahrhundert einen Aufstand angezettelt hat gegen verkrustete, autoritäre Führungsstrukturen in Familien, Schulen, Universitäten und Politik, hat diese Bollwerke der kollektiven oder individuellen Machtausübung so erfolgreich geschleift, dass sie Opfer dieses Erfolges zu werden droht. Das Internet besorgt den Rest.