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Warnstreik: Deutsche Ryanair-Piloten treten erstmals in den Ausstand

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Es wird leer: Abfertigungsanlage in Zeiten des Streiks.

Vereinigung Cockpit ruft nach gescheiterten Gesprächen mit der Führung von Ryanair zum Warnstreik am Freitag auf. Betroffen sind nach ersten Einschätzungen 16 Flüge mit rund 3000 Passagieren.

Passagiere von Ryanair müssen an diesem Freitag mit den Folgen eines vierstündigen Warnstreiks des fliegenden Personals rechnen. Die Branchengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rief am Donnerstag die in Deutschland stationierten Piloten des irischen Billigfluganbieters zum ersten Arbeitskampf in der Geschichte des vor rund 30 Jahren gegründeten Unternehmens auf.

Der Ausstand betreffe alle Ryanair-Flüge am Freitagmorgen zwischen 5 Uhr und 9 Uhr, die an deutschen Flughäfen geplant seien, teilte die VC am Donnerstag in Frankfurt mit. Betroffen sind nach ersten Einschätzungen 16 Flüge mit rund 3000 Passagieren.

Von den insgesamt 4000 Piloten, die für Ryanair tätig sind, arbeiten etwa 380 in Deutschland. Davon sind wiederum 200 direkt von Ryanair angestellt. Die anderen Kollegen werden als Scheinselbständige über externe Personaldienstleister vermittelt, um Sozialabgaben zu sparen. Die VC hat sich zum Ziel gesetzt, die fragwürdigen Beschäftigungsverhältnisse zu ändern und mit der Führung in Dublin über die Einführung eines Tarifvertrages für das Cockpit und später auch für das Personal in der Kabine zu verhandeln.

Gespräche ohne Ergebnisse

Auslöser des Streikaufrufs war, dass die am Mittwoch in der Nähe von Dublin geführten Gespräche über die Einführung von Tarifverträgen beim Cockpit-Personal ohne Ergebnis beendet wurden. „Ryanairs öffentlichkeitswirksame Offerte, Verhandlungen mit der VC führen zu wollen, können nur als weiteren PR-Gag aus der Chefetage einstufen“, sagte Ingolf Schumacher, Verhandlungsführer der VC in Dublin. Danach sei die Gesellschaft an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit auf Augenhöhe nicht interessiert.

Der Eindruck wird von Kollegen, die die Ryanair-Piloten in anderen Ländern vertreten, offenbar geteilt. So hatte sich in dieser Woche auch die irische Gewerkschaft „Impact Trade Union“ Gespräche über ein neues Tarif-Regelwerk geführt und sich nach dem Treffen enttäuscht gezeigt enttäuscht gezeigt. Ryanair sei nicht bereit gewesen, die irische Gewerkschaft schriftlich anzuerkennen, kritisierte deren Sprecher Bernard Harbor. Man habe daher der Führung eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet und eine Frist für eine Antwort gesetzt. Ryanair-Manager sagten zu, auf die Forderungen positiv zu reagieren. Bislang steht das aus.

Die VC hatte Ryanair vorab vor Tricksereien gewarnt. Man müsse herausbekommen, ob das Unternehmen wirklich Tarifverhandlungen anstrebe, sagte VC-Vorstand James Phillips der F.A.Z. Danach würde das Management nur taktieren, um Streiks und Geschäftsausfälle in der reiseintensiven Weihnachtszeit geschickt zu vermeiden. Die Gewerkschaften kritisieren beim Preisbrecher aus Dublin vor allem die Einsatzplanung, die sich am üblichen Schichtbetrieb orientiert, die einseitig erfolgsabhängige Vergütung sowie das Fehlen von Zusatzleistungen.