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Kopfhörer im Vergleichstest: Nun gibt Apple den Takt vor

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Beats Studio 3 Wireless und Meters Music OV-1

Funktion, Preis und Einsatzzweck sind ähnlich. Dennoch könnten die Kopfhörer von Beats und Meters Music unterschiedlicher nicht sein. Einer von beiden klingt ziemlich perfekt.

Es war bisher immer eine Leichtigkeit und Pflicht, die Kopfhörer von Beats niederzumachen und vom Kauf abzuraten. Das nun zu Apple gehörende Unternehmen gewöhnte das Gehör von Jugendlichen auf der ganzen Welt an einen Sound, der vor Bass nur so triefte, die Bühne in eine Rumpelkammer quetschte und durchweg aggressiv war. Den Käufern war es egal. Schließlich ist es wichtiger, das bekannte „b“ auf der Muschel als den klaren Klang in den Ohren zu tragen. Lange aushalten mussten manche Jugendliche den Sound nicht. Von Eltern, die ihren Kindern solche Kopfhörer schenkten, war häufiger zu hören, dass die Dinger auf dem Schulhof schneller kaputtgingen als gedacht. So landete in den vergangenen Jahren ein Beats-Kopfhörer nach dem anderen in der Redaktion mit dem immer gleichen Ergebnis: Bloß keinen Beats kaufen!

Plötzlich ist alles anders. Schuld daran ist der Studio 3 Wireless. Um schon mal Druck aus den Membranen zu nehmen: Dieses Beats-Modell für 350 Euro klingt ziemlich klasse, es ist unter den kabellosen Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung einer unserer Favoriten. Fachleute und langjährige Gefährten unter den Beats-Kritikern werden nun einwenden: Aber es gibt doch noch den Bose QC 35, Sennheiser PXC 550, Sony MDR-1000 X und andere Kopfhörer, die gut klingen. Ja, das stimmt.

Aber nach einigen Tagen des Probehörens gilt weiterhin: Er ist mindestens genauso gut. Beats hat es geschafft, dem Modell einen ausgewogenen Klang mitzugeben, der gefällig und souverän ist. Männliche Stimmen packen uns ebenso wie weibliche, sie ertönen klar und fest. Überhaupt sind es die Mitten, die entscheidend überzeugen. Tiefere und höhere Frequenzen begleiten den Gesang maßvoll. Der Bass ist wohldosiert, dennoch hinreichend präsent. Es ist sicherlich ein Wohlfühl-Sound, doch analytische Schärfe wie bei anderen Kopfhörern kann mitunter anstrengend sein.

Grund für das Erwachsenwerden ist sicherlich Apple. Am Studio 3 Wireless haben die Ingenieure aus Cupertino mitgearbeitet. Das Unternehmen hatte Beats im Mai 2014 für drei Milliarden Dollar gekauft. Zentrales Element des neuen Kopfhörers ist der W1-Chip, den Apple auch in den Airpods einsetzt. Er übernimmt zwei wesentliche Aufgaben: Soundtuning und Geräuschunterdrückung. Die Geräuschunterdrückung funktioniert zunächst wie üblich. Mikrofone messen den Lärm der Umgebung, fügen das Signal in umgekehrter Phase zu der Musik hinzu, so dass es ausgelöscht wird. Beats spricht nun von „reinem adaptivem Noice-Cancelling“ (Pure ANC). Das soll zunächst heißen, dass die Stärke der Geräuschunterdrückung abhängig ist von der Art und Lautstärke des Lärms.

Diese Adaption hat Beats nicht exklusiv, auch Sennheiser benutzt sie beim PXC 550. Neu ist der konsequente Abgleich der Außengeräusche mit der Musik selbst. Normalerweise wirkt sich die Aktivierung der Geräuschunterdrückung pauschal auf den Klang aus. Der neue Beats vergleicht 50.000 Mal in der Sekunde, in „Echtzeit“, die Musik- und Geräuschquelle miteinander, um den Klang zu korrigieren. Dabei wartet der Algorithmus einige Sekunden, bis er eingreift, um nur dauerhafte Außengeräusche zu unterdrücken.

In der Praxis wirkt sich dies vor allem bei sehr lauten Schallquellen aus. Nach etwa fünf Sekunden sinkt der Lärm der störenden Schallquelle deutlich, gleichzeitig verändert sich der Klang des Liedes. Je nach Song und Außengeräusch ist das etwas gewöhnungsbedürftig.