Gesellschaft

Ende der Verbannung: Erster Linienflug auf St. Helena gelandet

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Jamestown, Hauptstadt von Saint Helena, an dem Tag, als das Passagierflugzeug landete.

Jubel brach aus, als das Passagierflugzeug auf der Landebahn des nagelneuen St.-Helena-Flughafens aufsetzte. Jetzt warten die Saints auf die Ankunft möglichst vieler zahlender Touristen.

„Jetzt oder nie“ stand in dicken Lettern auf der Titelseite der Zeitung „The St. Helena Independent“. Kaum einem Ereignis zuvor haben die 4500 Bewohner des winzigen Eilands im Südatlantik mit so viel Spannung entgegen gesehen. Jede Wettervorhersage wurde in der Woche zuvor genau studiert. Am Samstag um 13.59 Uhr Ortszeit dann war es so weit: Der erste planmäßige Linienflug setzte sanft auf der Landebahn des nagelneuen St.-Helena-Flughafens auf. An Bord und unter den Zuschauern am Boden brach Jubel aus: Die Felseninsel, auf der Napoleon einst in der Verbannung ausharren musste, ist kein weißer Fleck mehr auf der Weltkarte des Flugverkehrs.

Eigentlich hätte der umgerechnet 320 Millionen Euro teure Flughafen schon Mitte vergangenen Jahres eröffnet werden sollen. Doch tückische Scherwinde bereiteten dem Vorhaben zunächst ein Ende. Nach mehreren wackligen Probeanflügen einer Boeing 737 der südafrikanischen Fluggesellschaft Comair, die im Auftrag der British Airways fliegt, wurde der Flughafen als zu gefährlich für den regulären Passagierflugverkehr erklärt. Britische Medien lästerten, es handle sich um den nutzlosesten Flughafen der Welt, auch wenn Privatflieger und Notarzt-Teams weiterhin dort landeten.

Mehr als ein Jahr später wagte sich nun die südafrikanische Regionalfluggesellschaft Airlink an die Strecke, mit einer brasilianischen Embraer 190, die aufgrund ihrer geringeren Größe für die speziellen Bedingungen dieses Flughafens besser geeignet ist, als eine Boeing. Einmal in der Woche wird Airlink von Kapstadt oder Johannesburg über Windhoek nach Jamestown auf St. Helena fliegen. Es sei der Beginn einer neuen Ära, sagte Gouverneurin Lisa Phillips nach der Ankunft. Man werde alles unternehmen, damit die „Saints“, wie sich die Inselbewohner nennen, vom Luftverkehr profitierten und die Wirtschaft auf der Insel in Schwung komme.

In die Erleichterung, dass der Flughafen endlich genutzt werde, hatte sich jüngst auch Enttäuschung gemischt. Die Embraer wird nur mit 76 Passagieren in der Woche fliegen. Einige hatten gehofft, dass die Insel einen Touristenansturm erlebt und irgendwann womöglich nicht mehr vom britischen Steuerzahler abhängt. St. Helena bekommt Subventionen von umgerechnet gut 30 Millionen Euro im Jahr.

Der Beginn des Flugverkehrs bedeutet jedoch auch den Abschied von der „RMS St. Helena“, einem der letzten Postschiffe der britischen Krone. Sie war bisher die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem afrikanischen Festland. Die jetzige, 27 Jahre alte „Lady“ der Seefahrt soll nun im Februar den Dienst quittieren. In einem Kapstädter Radiosender erzählten Hörer wehmütig, dass die fünf Tage lange gemütliche Schifffahrt immer das Besondere an dem Inselurlaub gewesen sei. Am Sonntagnachmittag hob das Flugzeug mit den geladenen Gästen wieder ab und ließ die Saints zurück, die nun auf die Ankunft möglichst vieler zahlender Touristen warten.