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Modeaktien sind launische Investments

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Tüte des amerikanischen Bekleidungsgeschäft Abercrombie & Fitch: Werbung mit nackten Männern

Der Absturz von Abercrombie lenkt den Blick auf eine Branche, in der auch die Aktien mal in und mal out sind. Mit Einzeltiteln lässt sich viel verlieren – aber auch gewinnen. Wie in der Mode kommt’s auf das Gespür für Trends an.

Minus 21 Prozent standen am Ende des Handelstages bei Abercrombie & Fitch auf dem Kurszettel. Der noch vor wenigen Jahren gefeierte Einkleider der hippen Jugend, der durch halbnackte Strandschönheiten und großformatige Markenlogos bekannt wurde, stürzte damit am Montag auf den niedrigsten Kurs seit 17 Jahren. Binnen eines Jahres hat Abercrombie die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Grund war, dass das Unternehmen eingestehen musste, dass ein geplanter Verkauf an Investoren gescheitert ist. Der erhoffte Rettungsversuch für das angeschlagene Unternehmen, zu dem auch die Marke Hollister gehört, ist damit vorerst gescheitert.

Nach „umfassender Überprüfung aller relevanten Faktoren“ sei der Verwaltungsrat zu dem Schluss gekommen, dass die entschlossene Ausführung des eigenen Geschäftsplans im besten Interesse der Aktionäre sei, ließ Vorstandschef Arthur Martinez etwas umständlich wissen. Doch die Marktreaktion zeigt, dass die Anleger wenig Vertrauen darin haben. Am Dienstag verharrte der Kurs auf seinem niedrigen Niveau.

Der spektakuläre Absturz lenkt den Blick auf eine Branche, in der Kurssprünge sowohl nach oben wie auch nach unten außergewöhnlich häufig vorkommen. Nicht jedem Modeunternehmen gelingt es schließlich, über Jahre oder Jahrzehnte hinweg in Mode zu bleiben. Erst im vergangenen Herbst hatte etwa „American Apparel“ Insolvenz angemeldet, das ebenfalls noch vor wenigen Jahren mit seinen schlichten Shirts und Leggins schwer angesagt war bei der Jugend dies- und jenseits des Atlantiks.

Auch Hugo Boss und Gerry Weber nicht erfolgreich am Börsenmarkt

Und auch wer sein Geld in Modemarken in Deutschland und Europa anlegt, braucht zuweilen starke Nerven. Der im M-Dax gelistete Herrenausstatter Hugo Boss etwa hat von Mitte 2015 bis heute seinen Börsenwert halbiert – und da ist schon eine Erholung in den vergangenen Monaten mit eingerechnet. Die Papiere von Gerry Weber dümpeln nach einem kurzen Zwischenhoch bei mehr als 14 Euro im Frühjahr inzwischen wieder bei 10 Euro herum – nur noch ein Drittel von dem, was noch vor zwei Jahren auf dem Kurszettel stand. Die diversen Restrukturierungsanstrengungen des Modeunternehmens scheinen die Anleger nicht zu überzeugen.

Aber nicht nur der wechselnde Modegeschmack der Kunden sorgt für sinkende Kurse. Vor allem Handelskonzerne wie H&M und Esprit haben zudem mit der Abwanderung der Kundschaft zu den wachsenden Wettbewerbern im Internet zu kämpfen. Die in Hongkong gelistete Aktie von Esprit hat allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Drittel ihres Werts abgegeben. H&M sind inzwischen 18 Prozent weniger wert als noch zu Jahresbeginn.

Ganz anders sieht das ausgerechnet bei den eher bieder daherkommenden Adler Modemärkten aus. Zwar kommen die Unterfranken nach zwei Jahren der Talfahrt von einem sehr niedrigen Niveau. Aber die vielfachen Versuche, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, haben im ersten Quartal zu einer deutlichen Verbesserung bei Umsatz, Ergebnis und Cashflow geführt. Anleger griffen zuletzt wieder vermehrt zu den Aktien und sorgten seit Jahresbeginn für ein Kursplus von 25 Prozent.

Auch bei anderen europäischen Modeunternehmen machen sich Rundumüberholungen inzwischen bezahlt. Allen voran bei Tom Tailor. Das Hamburger Unternehmen war ebenfalls wegen der wachsenden Konkurrenz im Internet sowie einer arg ambitioniert angegangenen Expansion in schweres Fahrwasser gekommen. Mit Hilfe des chinesischen Großaktionärs Fosun und einer neuen Führung hat sich das Unternehmen aber wieder gefangen und gehört mit einem Kursplus von 54 Prozent bislang zu den erfolgreichsten Modetiteln des Jahres. Erst im Juni hat Tom Tailor über eine Kapitalerhöhung 60 Millionen Euro eingesammelt, die zum Großteil in den Ausbau des Online-Handels, das Marketing und die IT gesteckt werden sollen. Gleichzeitig werden Filialen geschlossen, und aus einigen Märkten ziehen sich die Hamburger zurück. Ebenfalls im Juni gab das Unternehmen dann bekannt, dass das frühere Top-Model Naomi Campbell eine Kollektion entwerfen wird. Das sind die Nachrichten, die in der Modebranche die Kurse bewegen können.

Infografik / modeaktien im vergleich

Seit Jahren Verlass ist auf die beiden großen Sportartikelhersteller Adidas und Puma, die je nach Definition ebenfalls in die Modebranche fallen. Ersterer konnte 2016 zum zweiten Mal in Folge als erfolgreichster Einzelwert im Dax das Jahr beenden und hat auch seit Jahresbeginn schon wieder mehr als 10 Prozent Kursgewinn zu verzeichnen. Puma hat seinen Aktionären seit Jahresbeginn eine Wertsteigerung um 35 Prozent beschert. Wie in der Mode hängt auch bei den Aktien viel an einem Gespür für die Trends der Zukunft ab.

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