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Australien ermittelt wegen Thermomix-Unfällen

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So sieht ein Thermomix aus.

Ärger für den Lieblingskochautomaten der Deutschen: Einige der 105.000 Maschinen in Australien sind defekt. Das Unternehmen soll seine Kunden bewusst in die Irre geleitet haben.

Die australische Verbraucherschutzbehörde ACCC droht dem Thermomix-Hersteller Vorwerk mit Klagen, weil das Unternehmen aus Wuppertal zahlreichen Vorschriften in Australien nicht nachgekommen sei. „ACCC wirft Thermomix vor, Verbraucher beim Garantieschutz in die Irre geführt, Vorschriften zum Berichten von Unfällen mit den Geräten unterlaufen und falsche Darstellungen verbreitet zu haben“, heißt es in der Darstellung der australischen Wettbewerbs- und Verbraucherkommission.

Es geht um einige der 105.000 Maschinen, die Vorwerk für einen Preis von jeweils mehr als 2000 australischen Dollar (1358 Euro) in Australien ausgeliefert habe. Dabei habe der deutsche Mittelständler die Sicherheit seines inzwischen abgelösten Modells TM31 falsch dargestellt und auch eine falsche Darstellung über dessen Rückruf im Jahr 2014 gegeben. Im Kern geht es um einen Versiegelungsring, der später ausgetauscht wurde. Bei dem alten Modell soll es zu Verbrennungen durch heiße Speisen gekommen sein, wenn Verbraucher den Deckel der Maschine öffneten. Eine Frau aus dem westaustralischen Perth berichtete, sie habe „schwere Verbrennungen an Brust, Bauch und Armen“ erlitten, als der Dichtungsring von der Maschine abflog und die heiße Flüssigkeit über sie spritzte. Der Wert des Dichtungsrings soll rund 15 Dollar betragen.

Unfälle und Sicherheitsrisiken geleugnet

Die Verbraucherschutzgruppe Choice begrüßte das Handeln der einflussreichen Kommission und erklärte, sie habe 300 Beschwerden und Berichte über 87 Zwischenfälle gesammelt. „Die Vorwürfe gegen Thermomix wiegen schwer und sie treffen ins Herz der australischen Sicherheitsrichtlinien“, erklärte Choice-Sprecherin Nicky Breen. In 18 Fällen hätten Thermomix-Unfallopfer eine medizinische Behandlung gebraucht.

Nach Darstellung der Behörde soll Thermomix Käufer seiner Modelle damit in die Irre geleitet haben, dass die Gesellschaft erklärte, die Rechte der australischen Verbraucher gälten nur dann, wenn sie eine Schweigeklausel mit Thermomix unterzeichneten. In mindestens 14 Fällen hätte Thermomix Australia auch gegen das vorgeschriebene Berichtswesen „down-under“ verstoßen: Demnach muss der Hersteller gemeldete schwere Unfälle mit einem seiner Geräte innerhalb von 48 Stunden den Behörden bekanntgeben. Schließlich habe Thermomix Käufer seines Modells TM31 auch belogen, indem das Unternehmen geleugnet habe, dass es zu Unfällen und Sicherheitsrisiken gekommen sei. Das Gerät sei stattdessen weiter ausgeliefert worden. Genau wegen dieser bekannten Sicherheitslücke aber habe der Hersteller das Gerät dann zurückgerufen.

Warnhinweis schon 2014?

Thermomix Australien erklärte, man wisse um das Vorgehen der ACCC. „Wir arbeiten mit der Behörde zusammen und werden dies auch weiter tun.“ Es sei aber nicht angemessen, einen Kommentar abzugeben, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handele.

Die Wuppertaler Konzernzentrale wollte am Freitag zu den jüngsten Entwicklungen keine Stellung nehmen, da sich die von ACCC erhobenen Vorwürfe an den australischen Vertriebspartner richteten. Selbstverständlich respektiere Vorwerk die australischen Rechtsgrundlagen sowie die Untersuchungen von ACCC, hieß es. In der Vergangenheit hatte der Vorstand eingeräumt, dass bei einigen wenigen Modellen des Thermomix TM 31 der Dichtungsring im Deckel nicht einwandfrei funktioniert habe. 2014 sei vorsorglich ein Warnhinweis veröffentlicht worden. Alle Kunden der betroffenen Produktionscharge seien angeschrieben und mit einem neuen Dichtungsring ausgestattet worden. Die von Choice beschriebenen Vorfälle seien von Vorwerk nicht überprüfbar, teilte das Unternehmen seinerzeit mit.

Der Thermomix erweist sich seit Jahren als Verkaufsschlager des Familienunternehmens, auch wenn sich der Absatzhype zuletzt abschwächte. Während der Umsatz mit dem kochenden Rührgerät im vergangenen Jahr um 11 Prozent auf fast 1,3 Milliarden Euro anzog, hatte Vorwerk im Jahr zuvor noch ein Plus von fast 50 Prozent vermelden können. Mittlerweile wird das Multifunktions-Küchengerät auch in China und den Vereinigten Staaten verkauft. Die Produktionskapazitäten in Frankreich und Deutschland wurden in den vergangenen Jahren erheblich erweitert.