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Fliegen mit Verlust

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Personal zu teuer? Bei der Hongkonger Airline Cathay legten die Personalkosten seit 2009 um die Hälfte zu.

Cathay Pacific und Singapore Airlines spüren eigene Fehler und das veränderte Marktumfeld. Rezepte gegen die wesentlich billigere Konkurrenz haben sie bisher nicht.

Asiens prestigeträchtige Fluggesellschaften stecken in der Krise. Dabei haben es Cathay Pacific aus Hongkong und Singapore Airlines (SIA) aus dem gleichnamigen Stadtstaat mit ähnlichen Problemen zu tun. Sie gelten als teuer, aber gut. Beide agieren ohne eigenen Heimatmarkt, geraten aber immer mehr durch staatliche Fluggesellschaften aus China und dem Persischen Golf unter Druck. Beiden fällt es zudem schwer, auf den Siegeszug der Billigfluganbieter in der Region zu reagieren.

„Singapore Airlines sollte vom Schicksal Cathay Pacifics gewarnt sein. Wird die Gesellschaft in ein paar Jahren dort stehen, wo Cathay heute steht?“, sorgt sich die Luftfahrtspezialistin Karamjit Kaur in der „Straits Times“, der staatlichen Zeitung Singapurs. Immerhin weist das Flaggschiff der heimischen Luftfahrt für das vergangene Jahr einen Gewinnrückgang um 55 Prozent auf nur noch 360 Millionen Singapur Dollar (231 Millionen Euro) aus.

Anleger wurden enttäuscht

Im ersten Quartal schrieb die staatliche Gesellschaft sogar erstmals in fünf Jahren wieder einen Verlust von 138 Millionen Singapur Dollar. Die Aktie fiel nach Bekanntgabe der tristen Bilanz zeitweise um 7 Prozent, mehr als in den vergangenen sechs Jahren. Cathay Pacific enttäuschte die Anleger bereits im März mit einem Verlust von 75 Millionen Dollar für das Geschäftsjahr 2016. Das hatte es zuvor acht Jahre lang nicht mehr gegeben.

Noch schlimmer wog, dass auch die Erwartungen der Anleger herb enttäuscht wurden. Dass Konkurrenten wie Emirates aus Dubai einen Rückgang ihres Gewinns um 88 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr auswiesen oder die australische Qantas Airways ein Schmelzen des Gewinns um 25 Prozent im vergangenen Halbjahr veröffentlichte, tröstete nur wenig.

Kosten sollen eingespart werden

Die Hongkonger sind mit ihrem Krisenmanagement weiter als die Singapurer. So wechselte Cathay seinen Vorstandschef aus. Rupert Hogg, seit Mai neu im Amt, macht Ernst: 600 Führungskräfte der insgesamt 33000 Mitarbeiter müssen gehen. Davon sind allein 190 Führungskräfte betroffen. Von weiteren 200 Stellen im mittleren Management ist zudem die Rede. In den nächsten drei Jahren, so heißt es jetzt, muss Hongkongs verblasster Nationalstolz mindestens eine halbe Milliarde Dollar an Fixkosten sparen.

Singapore-Airlines-Chef Goh Choon Phong scheut sich noch, über den Abbau von Arbeitsplätzen in der Öffentlichkeit zu spekulieren. In einem ersten Schritt der Neuausrichtung wurde zumindest die Tochtergesellschaft für Luftfracht auf den Mutterkonzern verschmolzen. Darüber hinaus wird die Ausgabe von Dollar-Anleihen geprüft, um die Investitionen von 30,1 Milliarden Singapur Dollar für neue Flugzeuge zu finanzieren.

Zu hohe Personalkosten

Die Ursachen für die Misere der beiden Vorzeigeunternehmen in Asiens Luftfahrt sind eine Mixtur aus eigenen Fehlern und den Folgen der politischen Entwicklung. Cathay und SIA sind im Branchenvergleich zu teuer und haben es versäumt, beizeiten gegenzusteuern. Während die Personalkosten der Hongkonger seit 2009 um weit über die Hälfte zugelegt haben, sind sie beim australischen Konkurrenten Qantas nach radikalen Umbauten im gleichen Zeitraum nur um knapp ein Drittel gestiegen.

Singapore Airlines und Cathay Pacific haben sich zudem auf die Loyalität von Bankern und Firmenkunden verlassen, die jeweils über Jahre deren Business-Klassen füllten. Doch immer mehr Geschäftsreisende favorisieren inzwischen die preisgünstigen Sitze in der Premium Economy – die es von den neuen Billigfluganbietern preiswerter gibt.