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Kaffeesahne: Döschen im Test

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Ob im Flugzeug, im Zug oder im Meeting: Öffnet man das Kaffeesahnedöschen, ist das Hemd bekleckert. Eine Lösung muss her! Unsere Leseraktion bietet jetzt die Möglichkeit, als Erfinder in die Milchgeschichte einzugehen.

Wenn es wirklich die Not ist, die Menschen erfinderisch macht, dann müsste sie hierzulande besonders groß sein. In einer Hinsicht macht uns nämlich keiner etwas vor: beim Erfinden. Deutschland ist die Nummer eins bei der Zahl der angemeldeten Patente in Europa und gehört weltweit zur Spitzengruppe der Erfinder, neben den Vereinigten Staaten, Japan und Südkorea. Unlösbare Probleme gibt es deshalb für Cornelia Rudloff-Schäffer so gut wie keine.

Die Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) verzeichnet jedes Jahr rund 60.000 neue Produktideen in ihrer Behörde, nur auf eine Erfindung wartet die Chefin bisher vergebens: „Wenn es etwas gibt, was dringend erfunden werden müsste“, sagt sie, „dann ist es das spritzfreie Kaffeesahnedöschen.“ Über diese Dinger hat sie sich schon oft geärgert: „Im Café oder im Flieger – die kleinen Sahnedöschen, die man zum Kaffee gereicht bekommt, sind zwar praktisch, doch einen Nachteil haben sie: Wenn man sie aufreißt, spritzt es, und zwar meist auf die Bluse – und natürlich gerade dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann.“

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Ingenieure scheitern seit Jahren an der Sahnedose

Nun haben deutsche Tüftler und Ingenieure schon die größten Dinge in die Welt gesetzt, den Buchdruck und das Telefon, das Automobil und die Röntgenstrahlen. Auch Alltagsdinge haben sie erfunden: aus Löschpapier Kaffeefilter gemacht und aus Stoffstreifen den Doppelkammerteebeutel. Doch an der winzigen Sahnedose scheitern sie bisher. Nun regen gerade Lebensmittelverpackungen die Entwickler immer wieder an. Wahrscheinlich deshalb, weil wir uns alle täglich und redlich an ihnen abmühen – an schwer zu öffnenden Sardinendosen, kraftraubenden Schraubverschlüssen oder Laschen, die eher ab- als irgendetwas aufreißen.

„Und dass Optimierung im Bereich Verpackungen möglich ist, zeigt die Erfolgsstory der 1-Liter-Milchtüten, bis heute gibt es immer wieder Ideen für neue Verschlüsse“, sagt Cornelia Rudloff-Schäffer. „Im Bereich Lebensmittelverpackungen für Flüssigkeiten erhielten wir 2013 rund 90 Patentanmeldungen.“ Doch das perfekte spritzfreie Kaffeesahnedöschen war bislang nicht darunter. Tatsächlich haben sich schon etliche Erfinder daran versucht. Ungefähr im Dreijahrestakt wurden seit 1984 Patente angemeldet, deren Entwickler sich Gedanken machten um „die Ausgießöffnung vom Gießschnabel bis etwa in die Deckelmitte, so dass auch bei dem noch vollen Becher ein Luftzutritt gewährleistet ist“.

Das wahre Problem ist das Gas

Und sie versprachen vollmundig: „Ein Pulsieren des austretenden Flüssigkeitsstrahls und ein Spritzen lässt sich dadurch verhindern.“ Seit einem Jahr behauptet nun sogar die Firma Milram, es geschafft zu haben (ihre Döschen sind allerdings nur im Großhandel erhältlich): Ihre tropfenförmig gebogene Dose habe ein „optimiertes Gießverhalten“, damit gebe es „kein lästiges Spritzen und Kleckern mehr“. Ob das wirklich funktioniert?

Warum es überhaupt spritzt, haben Forscher bereits in einer Untersuchung von 1994 so erklärt: „Die Ursache für das Herausspritzen der Kaffeesahne aus dem Näpfchen liegt darin begründet, dass Teile des unter Vakuum beziehungsweise unter Druck stehenden Näpfcheninhaltes nach draußen gedrückt werden, sobald sich durch das Öffnen der Verschlussfolie der übliche Druckausgleich einstellt. Dieser Vorgang findet mitunter noch weitere Unterstützung dadurch, wenn die Tassenverpackungen ungünstig gehalten oder die Verschlussfolie schnell und heftig abgezogen wird.“