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Katholische Bischöfe: Schlammschlacht in Lila

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Am Mittwoch wird der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz gewählt – und es mangelt weder an möglichen Kandidaten noch an Versuchen, diese zu beschädigen. Den Ausschlag geben wird bei den Kirchenoberen am Ende womöglich die zweite Reihe.

Konrad Zdarsa ist in den Reihen der deutschen Bischöfe nicht dafür bekannt, dass er seine Meinung freimütig kundtut. Umso größer war das Erstaunen, als der Bischof von Augsburg seine Mitbrüder über die Zeitung „Lausitzer Rundschau“ wissen ließ, welches Format der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz haben müsse: Dieser sei eher der Sprecher oder Repräsentant der Bischöfe, manchmal auch der Moderator, sagte der gebürtige Sachse, den Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 zum Nachfolger des dienstunfähigen Bischofs Walter Mixa gemacht hatte. Jenseits des Erstaunens war die Ratlosigkeit groß. Denn obwohl sich Bischöfe gerne mit Codes verständigen, die für Außenstehende schwer zu enträtseln sind, wollte die Deutung des Orakels aus Augsburg nicht gelingen.

Wollte Zdarsa mit dem scheidenden Vorsitzenden Erzbischof Robert Zollitsch abrechnen, der vor sechs Jahren kurzfristig die Nachfolge des erkrankten Kardinals Lehmann aus Mainz angetreten hatte? Dem langjährigen Freiburger Erzbischof aber sagen Freunde wie Gegner nach, nur in wenigen lichten Momenten Führungsstärke gezeigt zu haben. Öfter hing er wie eine Marionette an den Fäden des in Bonn ansässigen Sekretariats der Bischofskonferenz. Und der wolle jetzt gar ein „Vorkonklave“ veranstalten, um die Wahl seines Nachfolgers vorzubereiten, mokierte sich Zdarsa. Das lasse wohl auf ein „anderes Selbstverständnis des amtierenden Vorsitzenden“ schließen.

Hoffnungslos überlasteter Erzbischof von München

Oder ging es Zdarsa eher um eine Warnung an potentiell „starke“ Anwärter auf die Nachfolge Zollitschs? Diese zielte dann auf seinen Nachbarn in München, Kardinal Reinhard Marx. Doch der gebürtige Westfale gilt den einen Bischöfen als zu konservativ, den anderen als zu liberal und eigentlich allen als hoffnungslos überlastet. Das Erzbistum München und Freising, der Vorsitz der Freisinger Bischofskonferenz, der Vorsitz der in Brüssel ansässigen „Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft“ (Comece) und die Mitgliedschaft in dem von Papst Franziskus zur ständigen Einrichtung gemachten Beratungsgremium aus acht Kardinälen (K 8) fordern längst ihren Tribut.

Vielleicht wollte Zdarsa aber auch nur verbal das Profil jenes Kandidaten schärfen, der die Stimmen der Bischöfe bekäme, die mit dem Erbe der theologisch wie kirchenpolitisch moderaten Vorsitzenden Lehmann und Zollitsch brechen und einer „geistlichen“ Kirche das Wort reden? Dann reimten sich Zdarsas Worte am ehesten auf den Münsteraner Bischof Felix Genn. Auf ihm ruhen nicht nur die Hoffnungen derer, die Marx verhindern wollen. Im Januar wurde der vormalige Weihbischof im Bistum Trier, der über Essen nach Münster gekommen war, als einziger Deutscher in die wichtige vatikanische Kongregation für die Bischöfe berufen. In dieser Funktion wird er künftig bei allen Bischofsbesetzungen in Deutschland ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

Warum nicht diesen vom Vatikan hochgeschätzten Mann gleich zum Vorsitzenden wählen, sagt sich seither manch einer der mehr als 60 Orts- und Weihbischöfe, die am kommenden Montag in Münster zur ihrer turnusmäßigen Frühjahrsvollversammlung zusammentreten werden. Dass Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation, und Genn derselben „Johannes-Gemeinschaft“ angehören und die Berufung als Akt der Patronage erscheinen könnte, ist eine kleine, aber nicht uninteressante Arabeske. Nichts in der Kirche ist unmöglich, erst recht nicht vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.