Gesellschaft

Sanofi öffnet „Schatztruhe“ für Fraunhofer-Forscher

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Der Arzneimittelhersteller Sanofi arbeitet künftig mit dem neuen Fraunhofer-Institut in Gießen auf dem Gebiet der Antibiotika zusammen. Der Konzern öffnet damit seine „Schatztruhe“ erstmals für ein öffentliches Institut.

Der Arzneimittelhersteller Sanofi Deutschland arbeitet künftig mit dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie in Gießen auf dem Gebiet der Antibiotika zusammen. Eine Gruppe von bis zu 18 Mitarbeitern wird zuerst in Räumen der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH im Industriepark Frankfurt-Höchst an Naturstoffen forschen. 2017 soll die Gruppe dann in den Neubau des Fraunhofer-Instituts in Gießen umziehen. Sanofi-Forschungschef Jochen Maas bewertet die Kooperation als „wegweisend“ und als signifikanten Beitrag des Unternehmens zur öffentlichen Forschung, wie er FAZ.Net sagte.

Denn zum einen arbeiteten Forscher beider Seiten im selben Labor. Zum zweiten öffne Sanofi erstmals seine „Schatztruhe“ an Naturstoffen mit mehr als 150.000 Pilzen, Bakterien und Parasiten gegenüber einem öffentlichen Forschungsinstitut, hob Maas hervor. „Diese Art der Zusammenarbeit gibt es zumindest noch nicht so häufig in der Pharmabranche“, sagte er. Auch die wirtschaftliche Nutzung von Forschungsergebnisse ist nach seinen Worten geregelt.

Großer medizinischer Bedarf

Neue Wirkstoffe für Arzneimittel für Mensch oder Tier könne Sanofi exklusiv verwerten. Innovationen für Pflanzenschutzmittel und die Materialwirtschaft dürfe dagegen Fraunhofer nutzen, wobei eine Kooperation mit anderen Partnern ausdrücklich möglich sein. In Frage kämen Unternehmen wie etwa die Brain AG aus Zwingenberg, die zum Beispiel Enzyme für Waschmittel entwickelt hat, oder Venom aus Frankreich zu seiner Bibliothek an Schlangen- und Spinnengiften.

Naturstoffe spielen auf dem Gebiet der Antibiotika eine wesentliche Rolle, wie Maas unter Verweis auf Penicillin sagte. Zudem steige angesichts des Vordringens der Tuberkulose und multiresistenter Keime der Bedarf an neuen Antibiotika. Neue Mittel gegen die entsprechenden Keime dürften sich auch wirtschaftlich lohnen, gab er zu bedenken. Vor zehn Jahren noch sei in der Branche dagegen in Frage gestellt worden, ob neue Antibiotika überhaupt noch notwendig seien.

„Win-win-Projekt“

„Das erste Fraunhofer-Zentrum für Naturstoffforschung ist nicht nur ein Win-Win-Projekt für beide Partner, sondern es geht auch weit über die Arzneimittelforschung hinaus, indem der Zugang zur Sanofi-Naturstoffsammlung auch einen Mehrwert für andere Branchen bietet, verbunden mit beträchtlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten”, wird Rainer Fischer, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, in einer Mitteilung zitiert.

Das Exzellenzzentrum für Naturstoffforschung werde an das neue Loewe-Zentrum für Insektenbiotechnologie in Gießen angegliedert sein, welches durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst für die nächsten sechs Jahre unterstützt werde.