Weltraum

Vorsicht Erde – Brocken im Anflug

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Sie sind eine Bedrohung für die Erde: Asteroiden größer als 140 Meter. Ihr Einschlag hätte verheerende Auswirkungen. Die Bahnen von allen bekannten erdnahen Himmelskörpern hat die Nasa jetzt in eine Grafik gepackt.

Die Erde ist ständig bedroht von Einschlägen erdnaher Asteroiden. So passierte am vergangenen Freitagmorgen ein schätzungsweise 19 Meter großer Gesteinsbrocken die Erde in einem Abstand von nur 203.700 Kilometern, was etwa der halben Entfernung von Erde und Mond entspricht- eine recht geringe Entfernung für einen Asteroiden. (Weitere Asteroiden, die in der nächsten Zeit an der Erde vorbeifliegen sind in dieser Tabelle zusammengefasst.)

Wäre „2013 PS13“ – so die offizielle Bezeichnung des Himmelskörpers, der erst zwei Tage zuvor entdeckt worden war – in die Atmosphäre eingedrungen, wäre er vermutlich zerbrochen und zum größten Teil verglüht, so wie der achtzehn Meter große Asteroid, der im Februar dieses Jahres über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodierte. Die niedergehenden Trümmer hatten damals beträchtliche Sachschäden angerichtet. Dennoch waren diese vergleichsweise glimpflich ausgefallen. Kaum vorzustellen, was bei der Kollision eines deutlich größeren Objektes passiert wäre.

Eine kosmische Wasserstoffbombe

Die größte Gefahrenquelle geht von Gesteinsbrocken aus, die größer sind als 140 Meter und unserem Heimatplaneten näher als 7,5 Millionen Kilometer kommen. (Zum Vergleich: Der Abstand zwischen Erde und Mond beträgt im Mittel 400 000 Kilometer). Die Bahnen von rund 1400 dieser potentiell gefährlichen erdnahen Asteroiden sind mittlerweile bekannt. Ihren Verlauf in unserem Sonnensystem haben Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena jetzt in einer Grafik dargestellt.

Der Einschlag eines Objekts von hundert Metern Durchmesser auf unserem Heimatplaneten hätte ähnlich verheerende Auswirkungen wie die Explosion der größten Wasserstoffbombe. Ein zweihundert Meter großer Asteroid würde bereits ganze Länder zerstören. Allerdings sind solche Ereignisse eben äußerst unwahrscheinlich. Statistisch kollidiert höchstens alle zehntausend Jahre ein hundert Meter großer Brocken mit der Erde, größere Asteroiden schlagen – rein rechnerisch – noch seltener ein.

Die Orbitale der erdnahen Objekte unterliegen der ständigen Beobachtung. So wissen die Asteroidenforscher meist lange im Voraus, wann und in welcher Entfernung ein großer Asteroid die Erdbahn kreuzt. Die Nasa hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 möglichst alle erdnahen Asteroiden aufzuspüren, die größer sind als 140 Meter. Eine Herkulesaufgabe, existieren schätzungsweise doch einige Hunderttausend dieser Objekte. Immerhin sind schon alle erdnahen Asteroiden, die größer sind als ein Kilometer, zu 95 Prozent bekannt.

Auch Europa wird aktiv

Auch Europa will die Suche und die Überwachung von erdnahen Asteroiden ausbauen und die weltweiten Bemühungen unterstützen. Dazu hat die europäische Weltraumagentur Esa im Mai dieses Jahres ein Koordinationszentrum in Frascati südlich von Rom eröffnet. Dort werden fortan alle in Europa gesammelten Daten über Asteroidenbewegungen in unserem Sonnensystem zentral erfasst und anderen Raumfahrtorganisationen zur Verfügung gestellt. Die Experten wollen damit ein weltweites System auf den Weg bringen, das die Bevölkerung rechtzeitig warnt, falls ein Asteroid sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet.

Ein anderes ambitioniertes Projekt, das vor allem der Erforschung der Asteroiden selbst dient, verfolgt die amerikanische Raumfahrtbehörde. Sie will bis 2019 einen sieben bis zehn Meter großen Himmelskörper mit einem Raumschiff einfangen und in eine Umlaufbahn um den Erdmond befördern. Später sollen Astronauten zu diesem Asteroiden fliegen, ihn untersuchen und Gesteinsproben zur Erde bringen. Das bemannte Unternehmen soll mit einer Orion-Kapsel erfolgen, die derzeit von der Nasa entwickelt wird. Der Asteroid wäre laut Nasa zu klein, um die Erde zu bedrohen. Das Vorhaben könnte auch für die Abwehr von potentiell gefährlichen Asteroiden von Nutzen sein. Man könnte etwa üben, wie man einen Himmelskörper mit Hilfe eines Raumschiffs von seinem Kurs abbringt.