Weltraum

Eine Raumsonde geht fremd

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Vor 36 Jahren waren die beiden amerikanischen Voyager-Sonden zu ihrer große Reise durch das Sonnensystem aufgebrochen. Immer wieder wurde gerätselt, ob Voyager 1 das Sonnensystem verlassen habe oder nicht. Nun ist es laut Nasa offiziell: Voyager1 ist im interplanetaren Raum.

Hat sie, oder hat sie nicht? Das Voyager-Team scheint sich jetzt – nach vielen voreiligen Meldungen – einig zu sein, aber noch immer nicht sind alle Weltraumforscher trotz der in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Science“ (doi: 10.1126/science.1241681) ) veröffentlichten Hinweise davon überzeugt, dass die amerikanische Raumsonde Voyager 1 im August vergangenen Jahres das Sonnensystem verlassen hat und seitdem den interplanetaren Raum durchpflügt.

Knapp 19 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt scheint der Übergangsbereich vom Sonnensystem zum interplanetarem Raum, den die Sonde vor ein paar Jahren entdeckt und seitdem durchquert hat, ein Ende gefunden zu haben. Dieser überraschend aufgetauchte Bereich hat die Forscher gezwungen, ihre Modelle zu ändern. Dass die neuen Modelle die Realität spiegeln, kann man nur hoffen. Oh, was hatten es die Wissenschaftler leicht, als es noch keine Satelliten und Raumsonden gab.

Damals war die Grenze des Sonnensystems in jener größten Distanz von der Sonne, die der Planet Pluto auf seiner elliptischen Bahn erreichen kann. Mittlerweile ist alles komplizierter geworden. Pluto ist kein Planet mehr, und die Bahnen einzelner Klein- und Zwergplaneten reichen viel weiter von der Sonne fort – ganz zu schweigen von den Bahnen der nicht periodischen Kometen aus der Oortschen Wolke, jenseits jeglicher definierter Grenze des Sonnensystems. Aber gehören sie nicht auch zu uns? War es also ein genialer Streich, die Grenze ganz anders zu definieren und dort anzusetzen, bis wo hin der Einfluss der Sonne mit dem Sonnenwind und allen anderen Phänomenen dominiert?

Den Menschen haben die Astronomen dabei allerdings vergessen. Unser „Einfluss“ reicht dank der Funk- und Fernsehsignale mittlerweile einige Dutzend Lichtjahre hinaus. Da wir ja die Krone der Schöpfung und das Maß aller Dinge sind, müsste die jeweils erreichte Distanz doch eigentlich die sich stetig ausdehnende Grenze des Sonnensystems definieren.

Zumindest, bis diese Grenze, die der Natur ziemlich schnuppe ist, eines Tages vielleicht auf klügere Wesen stößt, die das alles für Quatsch halten und uns eines Besseren belehren.