Lebensstil

Und wie lebt sich’s im Sauerland, James Buckley?

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Durch einen Zufall landete James Buckley bei Wäschehersteller Falke. In einem Interview spricht er über neue Kollektionen, die Sockenmode in Deutschland und das Leben im Sauerland.

Herr Buckley, Sie wollten eigentlich Jurist werden, wechselten aber nach zwei Semestern an die Designschule Huddersfield und haben in aller Welt gearbeitet – für Esprit, bei Escada Sport in München und für Calvin Klein in New York. Seit vier Jahren entwerfen Sie Socken für Falke in Schmallenberg. Wie lebt es sich tief im Sauerland?

Herrlich! Diese Ruhe! Wenn ich hier bin, kann ich mich fokussieren auf meine Arbeit, aber trotzdem bleibt das Gleichgewicht zwischen Leben, Beruf und Freizeit. An einem noch so schlimmen Tag fahre ich 15 Kilometer zu meinem kleinen Haus im Wald, und alles ist vorbei und wieder gut. Wenn man in der Großstadt lebt, geht das nicht. Außerdem komme ich selbst vom Land, aus den Yorkshire Dales. Ich habe bei Leeds und Manchester gelebt, konnte also beides erleben, Land und Großstadt. Die Mischung passt zu mir. Ich bin oft bei meiner Familie in Köln und Berlin, da ist es schön für mich, auf dem Land zu arbeiten.

Was machen Sie in Schmallenberg?

Das werde ich immer gefragt. Es war ein Zufall, dass ich bei Falke gelandet bin. Ich hatte eigentlich eine Auszeit geplant, aber dann kam ein Anruf von Franz-Peter Falke. Auch mit Paul Falke komme ich sehr gut aus. Für mich ist es sehr wichtig, mit hochwertigen Produkten zu arbeiten. Und ich arbeite gern in einem Unternehmen, das Tradition und Zukunft hat – denn das ist heute selten.

Und wie sehen die neuen Sockentrends aus?

In der neuen Kollektion haben wir uns Muscheln, Meer und Sand angeschaut. Die Farbe Aqua kommt sehr stark, auch Tabak und Koralle. Unsere drei Marken Falke, Burlington und Esprit wollen wir jeweils selbständig entwickeln. Heute arbeiten wir viel mehr mit Modetrends und mit Lebensstil-Trends. Als Accessoire sind Hose, Rock und Schuhe unser Komplementärprodukt, wir sind da eine Art „filling in the middle“. Wir müssen unterscheiden zwischen flippigen Schuhtrends, die höchstens eine Saison laufen, und lang an haltenden Trends, wie in den letzten Jahren Boots. Da haben wir natürlich gröbere Strümpfe gemacht. Das geht aber langsam zurück. Hunderte Trends müssen wir auf die drei Marken herunterbrechen. Wenn zum Beispiel Punkte in Mode sind, werden Punkte in jeder Kollektion erwartet. Dann ist der Punkt von Falke sehr modern und graphisch, bei Burlington traditioneller mit einem Twist und bei Esprit mit kalifornischem Spirit – denn dort wurde die Marke geboren.

Wie viel Mode lassen die Deutschen bei Socken zu?

Da muss ich jetzt vorsichtig sein, sonst erschießt mich mein Nachbar . . . Hier sehen die Leute ihre Klamotten meist pragmatisch. Ja, hier im Sauerland ist das natürlich nochmal ganz anders im Vergleich zu Köln und dann noch mal zu Paris oder London. In Großbritannien beispielsweise ist man viel flamboyanter, extravaganter mit der Beinbekleidung. Da ist einfach mehr Dandy-Spirit. Sogar in konservativen Städten tragen dort die Männer Anzug mit bunten Strümpfen. Und ich spreche dabei nicht von Modefreaks.

Da kann Deutschland nicht mithalten.

Falke ist ein „new modernist“. Unsere Kultur ist die Bauhaus-Kultur. Ich glaube, den Deutschen ist gar nicht bewusst, wie stark der Einfluss des deutschen Designs in der Welt ist. Das Bauhaus ist ja geradezu die Geburt des modernen Designs. Dieter Rams ist in Japan eine Art Design-Gott. Ich war immer ein großer Fan von Yves Saint Laurent. Aber je mehr mein persönlicher Geschmack reift, desto mehr Inspiration beziehe ich aus anderen Gebieten: Inneneinrichtung, Architektur und Autos zum Beispiel.

Wie oft fahren Sie aus dem Sauerland nach München oder Paris?

Ich habe meine Ruhe hier – und dann reise ich auch vier, fünf Mal im Jahr nach London. Da bekomme ich viele Anregungen. Aber wenn ich zu lange dort bin, wird der Stress der Stadt zu groß, und ich bin froh, wieder hier zu sein. Ich wechsle gern den Standort mit der Stimmung.

Und wie ist Ihr persönlicher Geschmack?

Ich habe zwei Extreme in mir: Manchmal trage ich einen sehr bunten Strumpf, manchmal einen sehr klassischen. Ich liebe den Minimalismus, die Moderne, aber das Chaos bei mir zu Hause passt nicht dazu.