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Streit mit Google und Facebook: Die Masken-Pioniere werden ausgebremst

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Maskenproduktion bei Maryan Beachwear an der Schweizer Grenze

Die schwäbische Unternehmerin ist aufgebracht. Erst war der Umsatz mit Berufskleidung fast zum Erliegen gekommen, sie schwenkte auf Gesichtsmasken um: 5000 Masken kann sie mit ihren 15 Mitarbeitern inzwischen am Tag produzieren. Anfangs war die Nachfrage „extrem“, sagt sie. Deshalb habe sie große Mengen an Stoff eingekauft. Doch jetzt sitzt sie auf Lagerbeständen von 200.000 Masken.

Dass sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, liegt daran, dass sie einem großen Konzern die Schuld für ihre Lage gibt: „Wir haben Angst, dass Google uns abstraft“. Denn die Digitalplattformen, neben Google auch Facebook, Amazon oder Linkedin, lassen nach der Erfahrung verschiedener Textilhersteller keine Werbung für Masken mehr zu. Eine Google-Sprecherin schreibt der F.A.Z. in einer Mail: „Seit Januar haben wir mehrere Millionen von Anzeigen blockiert, die versuchten, aus dem Coronavirus Kapital zu schlagen.“ Der Schutz der Nutzer habe oberste Priorität. Ganz ähnlich reagiert Facebook. Es gebe ein Verbot, Masken zu verkaufen oder zu bewerben. „Wir haben diese temporären Maßnahmen ergriffen, um die Menschen vor Betrug, irreführenden medizinischen Aussagen und überhöhten Preisen zu schützen.“

„Wir wollen nicht von der Krise profitieren“

Mit Hürden dieser Art haben die Pioniere im Maskengeschäft nicht gerechnet, sie finden oft auch die Argumente von Facebook & Co. gar nicht treffend. „Irreführung trifft bei uns nicht zu. Wir schreiben, dass es sich nicht um ein medizinisches Produkt handelt. Und wir wollen auch nicht von der Krise profitieren“, betont Andri Stocker, Mitgründer des Mannheimer Mode-Start-ups Phyne. Der Preis für seine Bio-Baumwollmasken betrage 9 Euro. Allein im Einkauf würden sie 3 bis 4 Euro zahlen, dann müsse man sie noch verpacken, habe weitere Kosten in Mannheim, und die Mehrwertsteuer gehe auch noch ab. „Wir wollten nur das umsetzen, was die Politik mit der Maskenpflicht implizit von Firmen wie uns fordert“, sagt Stocker. Er ist sich mit vielen kleinen Maskenherstellern einig, dass man die Internetriesen stoppen müsse. „Zur Not muss Facebook eben auch mal Menschen einsetzen, um die Anzeigen zu prüfen“, sagt Stocker. Die schwäbische Unternehmerin, die lieber anonym bleiben will, geht noch weiter: „Wir sind Sklaven der Google-Algorithmen. Warum lässt sich die Regierung das gefallen? Das läuft diametral gegen das, was in der Presse stand und was Gesundheitsminister Spahn gefordert hat.“ Die Werbung auf Facebook & Co. ist gerade für kleine Betriebe ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells.

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Dass es im Fall der Masken damit Schwierigkeiten geben kann, stößt indes bei einigen Herstellern durchaus auf Verständnis: „Facebook will nicht in Haftung gehen. Sobald man suggeriert, dass etwas schützt, muss es auch medizinisch zertifiziert sein“, verweist Lucas Pulkert auf das Medizinschutzgesetz. Er ist Gründer des Mannheimer Socken-Start-ups von Jungfeld, das auch in die Maskenproduktion eingestiegen ist. „Ich finde es richtig, dass versucht wird, gegen Betrug vorzugehen. Möglicherweise ist das Komplettverbot das kleinere Übel.“ Sein Unternehmen ist auf Influencer-Marketing umgestiegen. Das ist von den Prüf-Algorithmen nicht betroffen.

Das Geschäft wird schwieriger

Bekannte Modelabels haben das Problem mit der Internetwerbung nicht. Prada ist schnell von Luxus auf Gesundheit umgestiegen, auch Hugo Boss hat über den eigenen Bedarf hinaus produziert und gespendet. Und dem T-Shirt-Hersteller Trigema gelang sogar der PR-Coup des Jahres, als er aus dem Polo-Shirt-Gewebe schneller als alle anderen Masken herstellte, für die ihm der Landrat für seine Krankenhaus-Mitarbeiter die Abnahme zusagte. Für das medizinische Personal gibt es unterdessen längst andere Anbieter. So produziert der Bademoden-Spezialist Maryan Beachwear Masken mit FFP-2-Filtern.

So oder so wird das Geschäft immer schwieriger, vor allem für die namenlosen Produzenten, die Pionierarbeit geleistet haben, als Einmal-Masken kaum erhältlich waren und Stoffmasken noch kurios wirkten. Inzwischen produziert jedes zweite Textil- und Modeunternehmen Gesichtsbedeckungen. In der Woche seien es aktuell 22 Millionen Commodity-Masken, zudem noch 7,5 Millionen OP-Masken und 2,5 Millionen FFP-Masken, heißt es beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Und verkauft wird nicht mehr in kleinen Läden oder übers Internet, sondern en gros – auch in Supermärkten und Drogeriefilialen.