Die Gegenwart

F.A.Z. Essay Podcast: Heiliger Geist und Zeitgeist

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Teilnehmerinnen einer Protestaktion der Initiative Maria 2.0 halten in Freiburg vor dem Münster im Mai 2019 ein Plakat mit der Aufschrift „Auch ich kann Priesterin“.

Geschichte – und natürlich auch die Geschichte der Kirche – lässt sich nicht mit simplen Modellen von Fortschritt und Rückschritt, Aufstieg und Verfall rekonstruieren. Die oft nur schwer differenzierbare Melange aus grundlegenden Normen, die der Theorie nach zeitlos sein sollen, und ihre Diskussion in bestimmten Gegenwartskontexten taugt nicht für die argumentative Auseinandersetzung zwischen christlichen Kirchen, die die Frauenordination im Laufe der Geschichte eingeführt haben, und solchen, die glauben, sie ablehnen zu müssen.

Es wäre naiv zu glauben, dass die Beobachtung, dass auch die Verdrängung von Frauen aus geistlichen Ämtern sich einer Kombination von Heiligem Geist und Zeitgeist verdankt, die Kritiker der Frauenordination unter Bischöfen und Theologen überzeugen wird. Denn dann würde ja nur Streit darüber ausbrechen, welche Kombination von Heiligem Geist und Zeitgeist „glücklich“ und welche entsprechend „unglücklich“ zu nennen wäre. Mir scheint aber, dass sich gerade angesichts der gegenwärtigen Weltlage auch die Debattenlage gegenüber der Mitte des vergangenen Jahrhunderts verschoben hat.

Ein Essay von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies. Der Verfasser lehrt Geschichte des antiken Christentums in Berlin und ist designierter Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Daniel Deckers, Politikredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dort verantwortlich für das Ressort „Die Gegenwart“, trägt den Essay vor. Sie können ihn hier (mit einem Digitalabonnement) nachlesen.

Weitere Essays des Ressorts finden Sie hier, alle Podcast-Folgen hier. Mehr über die Geschichte hinter dem Podcast erfahren Sie in diesem Text von Daniel Deckers.