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Lockerungen in Spanien: Madrid und Barcelona müssen warten

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Warteschlange vor einer Lebensmittel-Ausgabestelle einer Hilfsorganisation im Madrid

Am Ende erhielt Madrid wenigstens einen Trostpreis. Siebzig Prozent Spaniens haben es von Montag an in die erste Phase des Lockerungsplans geschafft. Aber die beiden größten Ballungsräume des Landes müssen sich noch mindestens eine weitere Woche gedulden. Neben Madrid und Barcelona wurde auch die Hälfte der Provinz Kastilien-León nicht höhergestuft: Gut 13 Millionen Spanier müssen weiter warten, während inzwischen auch in ganz Andalusien und Valencia von Montag an die ersten Lokale öffnen dürfen. Das nationale Gesundheitsministerium gestand den Nachzüglern zumindest die kurzfristig erfundene „Phase 0,5“ zu: Die Einwohner dürfen nun auch ohne vorherige Terminvereinbarung kleinere Läden aufsuchen, Kirchen und Museen dürfen nur 30 Prozent ihrer Fläche öffnen. Bars, Cafés und Kaufhäuser bleiben geschlossen.

Nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums ist besonders Madrid noch nicht ausreichend dafür gerüstet, um rechtzeitig neue Corona-Ausbrüche zu erkennen und zu bekämpfen. Es fehlten zudem Tests und die Möglichkeiten für die Nachverfolgung der Kontakte der Infizierten. Die katalanische Regionalregierung hatte darauf verzichtet, eine Höherstufung zu beantragen. Der Großraum Barcelona hat inzwischen Madrid als Corona-Schwerpunkt Spaniens abgelöst. Die konservative Regionalregierung in Madrid wirft der Linksregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez jedoch vor, mit einer politisch und ideologisch motivierten Entscheidung Madrid absichtlich zu schaden.

„Wir sind Geiseln, denen man den Mund knebelt“

Die konservative Regionalpräsidentin Isabel Ayuso warf Sánchez Freiheitsberaubung vor und treibe Madrid „in den Ruin“- jede Woche gingen 18.000 Arbeitsplätze verloren. „Wir sind Geiseln, denen man den Mund knebelt“, klagte sie und drohte damit, gerichtlich gegen die Entscheidung vorzugehen. Pedro Sánchez widersprach der PP und verwies darauf, dass ein neuer Ausbruch in einer Stadt wie Madrid Auswirkungen auf ganz Spanien haben könnte. Obwohl am Sonntag mit 87 Todesfällen die niedrigste Zahl seit Mitte März erreicht wurde, will der Ministerpräsident den bis zum 23. Mai geltenden Alarmzustand um „ungefähr einen Monat“ verlängern. Das sei dann das letzte Mal, kündigte er am Samstag an, ohne jedoch ein genaueres Datum zu nennen.