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Virus-Hotspot in Dissen: Arbeit in Fleischbetrieb geht weiter – trotz 92 Infektionen

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Der Fleischbetrieb in Dissen, in dem zahlreiche Infektionen mit dem Coronavirus aufgetreten sind.

Der Fleischbetrieb im niedersächsischen Dissen darf vorerst weiterarbeiten, obwohl dort 92 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert sind. Ein Sprecher des Landkreises Osnabrück teilte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit, man sei am Montagvormittag mit den niedersächsischen Landesbehörden übereingekommen, den Betrieb als Teil der kritischen Infrastruktur zu bewerten.

Der Dissener Betrieb ist auf die Sauenzerlegung spezialisiert, von denen es in Deutschland nur sehr wenige gibt. In dem Betrieb lagern nach Auskunft des Landkreises noch hunderte Tonnen Fleisch, zudem seien große Fleischmengen bereits auf dem Weg nach Dissen. Diese Lieferung könnten nicht mehr gestoppt werden. Da man die geschlachteten Sauen nicht für längere Zeit tiefkühlen könne und nicht auf andere Betriebe ausweichen könne, stehe man vor der Wahl, den Betrieb in Dissen entweder weiterlaufen zu lassen oder das Fleisch zu entsorgen. Letzteres sei „ethisch nicht zu verantworten“, erklärte der Sprecher des Landkreises. Daher dürften nun nichtinfizierte Mitarbeiter in den kommenden Tagen das verarbeiten, was „nicht mehr zu stoppen ist.“ Danach soll der Betrieb für eine vierzehntägige Quarantäne schließen.

Mitarbeiter vom selben Subunternehmer

Das Land Niedersachsen hat vor einigen Tagen angekündigt, alle Mitarbeiter von Schlachthöfen nach den Ausbrüchen in den Nachbarländern auf das Coronavirus zu testen. Die Tests in dem Betrieb in Dissen wurden aufgrund eines „Hinweises“ vorgezogen. Die Fabrik gehört den beiden Unternehmen Danish Crown und Westfleisch. In einem weiteren Westfleisch-Betrieb im nordrhein-westfälischen Coesfeld waren vor einigen Tagen etwa 250 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Nach derzeitiger Einschätzung der Behörden gab es zwischen beiden Betrieben zwar kein Hin- und Herschieben von Mitarbeitern wie in anderen Fällen. Allerdings werden die Mitarbeiter nach F.A.Z-Informationen von demselben Subunternehmer gestellt.

Die infizierten Mitarbeiter in Dissen kommen vorwiegend aus Polen und Rumänien. Viele von ihnen waren in Sammelunterkünften untergebracht. Auch wenn sie dort mittlerweile in Einzelzimmern lebten, gebe es über die Gemeinschaftsküchen und die sanitären Anlagen eine hohe Infektionsgefahr, äußerte der Sprecher des Landkreises Osnabrück.

An diesem Montag wollte das Corona-Kabinett in Berlin eigentlich über verschärfte Auflagen für die Fleischindustrie beraten, insbesondere was die Arbeitsbedingungen, Werkverträge und Subunternehmen betrifft. Das Thema wurde jedoch von der Tagesordnung gestrichen und aufgrund weiteren Beratungsbedarfs auf Mittwoch verschoben.