Ausland

Russlands hybride Kriege: Putin beikommen

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Russische Bomber über dem Roten Platz feiern den 75. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland.

Angela Merkel hat am Mittwoch über den Hackerangriff auf den Bundestag im Jahr 2015 gesprochen. Zuerst sagte sie, es gebe „harte Evidenzen, dass da auch russische Kräfte dabei sind“, Sekunden darauf nannte sie die Sache „unangenehm“. Weitere Sekunden später war daraus „ungeheuerlich“ geworden. Ein starkes Wort. Zu stark? Ein mäßig erfolgreicher Hack ist schlimm, aber in der Hierarchie des Schlimmen gibt es noch vieles darüber. Wenn das schon ungeheuerlich ist, was ist dann Einmischung in den Wahlkampf wie in Amerika oder ein Nervengift-Mord wie in Salisbury? Hat Merkel sich vergaloppiert?

Hat sie nicht, und am Mittwoch erklärte sie auch, warum: Der Hack, sagte sie, sei Teil einer „Strategie Russlands“, der Strategie der „hybriden Kriegsführung“. Und hier liegt das „Ungeheuerliche“. Den Hackerangriff damals hat Deutschland verschmerzt. Aber er war nur ein Steinchen in einem größeren Mosaik. Die Moskauer Führung um Wladimir Putin glaubt – oder gibt vor zu glauben –, dass Russland nach dem Fall der Sowjetunion durch den Beitritt ihrer früheren Vasallenstaaten zu Nato und EU existentiell bedroht sei. Sie will nicht sehen, dass die Völker Osteuropas sich nicht deshalb nach Westen gewendet haben, weil sie unbedingt Moskau erobern wollen, sondern weil Moskau sie über Generationen terrorisiert hat.

Seit Putin an der Macht ist, schlägt Russland um sich. Wenn die Ukraine sich dem Westen nähert, wird sie zerstückelt. Wenn in Syrien oder in Libyen Fluchtkatastrophen Europa bedrohen, schickt Moskau Söldner, um den Brand zu schüren. Um die Europäer einzuschüchtern, stellt es Atomwaffen auf, und im Berliner Tiergarten werden Gegner erschossen. Das Ungeheuerliche ist das Gesamtbild. Der Westen tut wenig dagegen. Es gibt Sanktionen, aber sie sind schwach. Trump, Brexit, die Populisten – alles bröselt.