Wirtschaft

Folgen der Corona-Pandemie: Britische Notenbank spielt tiefste Rezession seit 325 Jahren durch

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Im Krisenbekämpfungsmodus: die Bank of England

Die britische Notenbank stellt sich infolge der Corona-Pandemie auf die tiefste Rezession in ihrer 325 Jahre langen Geschichte ein und steht als Krisenhelfer Gewehr bei Fuß. Die Währungshüter um Gouverneur Andrew Bailey tasteten den historisch niedrigen Leitzins von 0,1 Prozent in ihrer aktuellen Sitzung zwar nicht an. Und auch das Ziel für ihre Ankäufe von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen bleibt bei insgesamt 645 Milliarden Pfund. Die 1694 gegründete Bank of England stellte aber in Aussicht, weitere Maßnahmen zu ergreifen, die in der tiefen Rezession erforderlich sein dürften.

„Die beispiellose Lage bedingt, dass der Ausblick für die britische und auch die Weltwirtschaft ungewöhnlich unsicher ist“, warnten die Währungshüter. In einem Szenario erwarten die Fachleute der Notenbank für dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 14 Prozent voraus. Im kommenden Jahr 2021 soll es dann wieder um 15 Prozent nach oben gehen.

Angesichts dieser düsteren konjunkturellen Aussichten seien „sehr deutliche geldpolitische und fiskalische Impulse“ erforderlich, erklärten die Währungshüter. Sie gehen davon aus, dass das angestrebte Volumen der Anleihenkäufe von 645 Milliarden Pfund Anfang Juli erreicht sein wird. Zwei Währungshüter hatten in der Zinssitzung dafür plädiert, das Kaufziel um 100 Milliarden Pfund heraufzusetzen. Auch wenn sich die beiden damit noch nicht durchsetzen konnten, erwarten viele Fachleute, dass die Notenbank das Programm nächsten Monat aufstocken wird.

„Totale Verpflichtung“

Nach Angaben des Notenbank-Chefs Bailey stellt sich die Bank of England darauf ein, dass die Wirtschaft nach einer Lockerung des Shutdowns nur schrittweise wieder auf die Beine kommt. Die konjunkturelle Erholung werde sich jedoch schneller vollziehen als in den Nachwehen der Weltfinanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Die Notenbank werde so handeln, dass die Stabilität in Geldpolitik und Finanzwesen gemäß der Interessen des Volkes gewährleistet sei. „Das ist unsere totale und unerschütterliche Verpflichtung“, betonte Bailey.

Die Notenbank hat in einem am Computer simulierten Stresstest geprüft, ob die Banken des Landes den Corona-Schock verkraften können. Sie unterstellte dabei, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um fast 30 Prozent sinkt. Die Belastungsprobe ergab laut BoE, dass die Kapitalpuffer der Institute ausreichten, um den Kreditfluss an die Wirtschaft aufrecht zu erhalten.

In dem Szenario summierten sich die Kreditverluste der Branche auf mehr als 80 Milliarden Pfund. Die Banken seien aufgrund ihrer Kapitalpuffer sogar in der Lage, noch höhere Belastungen zu schultern.