Wirtschaft

F.A.Z. exklusiv: Schotter-Start-up Schüttflix sichert sich in Krise Millionenfinanzierung

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Schüttflix-Bagger und -Laster in Gütersloh

Die Corona-Pandemie hat die Investitionen von Wagniskapitalgebern in Start-ups weitgehend eingefroren. Das digitale Schüttgut-Start-up Schüttflix hat sich gegen diesen Trend jedoch eine millionenschwere Finanzierung sichern können, wie die F.A.Z. erfahren hat. Demnach investiert der aus Wien stammende Investor Speedinvest zusammen mit anderen Partnern und den Gründern selbst insgesamt 8 Millionen Euro in das Jungunternehmen aus Gütersloh.

Eine solche, im Vergleich eher geringe Summe bekommen Start-ups in der Regel als sogenannte „Seed“-Finanzierung, um einfach mal auszutesten, ob das Geschäftsmodell funktioniert. Interessant bei Schüttflix ist, dass es dieses Unternehmen hingegen schon seit rund einem Jahr gibt – und es seine Expansion bislang allein aus dem eigenen Umsatz finanzierte. In Gütersloh heißt es, man habe den monatlichen Umsatz von 3000 Euro auf 500.000 Euro steigern können. Damit kommt Schüttflix rechnerisch jetzt schon auf einen Jahresumsatz von 6 Millionen Euro.

Das Start-up bietet eine digitale Plattform zum Kauf und Verkauf von Schüttgütern wie Schotter, Erde oder Sand an. Produzenten wie Kiesgruben können ihre Angebote in die Plattform einstellen, Bauherren aus dem Hoch-, Tief-, Garten- oder Landschaftsbau das Schüttgut dann per Handy-App bestellen. Die Software im Hintergrund soll stets die günstigste Liefermöglichkeit berechnen und dafür sorgen, dass eine Spedition das Schüttgut bringt. 450 Lieferanten und 450 Spediteure sind inzwischen auf der Plattform.

Digitale Plattform für eine analoge Branche

Schüttflix ist von Nordrhein-Westfalen aus gewachsen und liefert mittlerweile in allen 16 Bundesländern, wenngleich die Plattform zum Beispiel im Südosten noch wenig vertreten ist. Bis Jahresende soll ein flächendeckendes Netz von Lieferanten in ganz Deutschland stehen. In seinem Heimat-Bundesland liefere Schüttflix schon jetzt innerhalb von vier Stunden nach Bestellung, wirbt das Unternehmen. Solch kurze Lieferzeiten seien im Schüttgutgeschäft vorher kaum denkbar gewesen. Zudem waren Preisvergleiche zwischen den einzelnen Lieferanten und Baustoffhändlern zuvor kaum möglich. Denn alle hatten nur eigene Preislisten, die sie zumeist auf Papier herausgaben – ein zentrales Verzeichnis fehlte.