Je länger die Epidemie dauert, desto schwieriger wird es, die Verhältnismäßigkeit von harten Einschränkungen und vorsichtigen Lockerungen zu erklären. Es wird jedenfalls nicht reichen, wie Markus Söder einfach vor „überstürzten Aktionen“ zu warnen – außerdem: Welche der Maßnahmen war bislang „überstürzt“?
Auch wird es nicht weiterhelfen, wenn die Bundesregierung einmal hü, dann wieder hott ruft – einmal verschiebt die Bundeskanzlerin Gespräche über weitere Lockerungen um eine Woche, am nächsten Tag legt der Bundesgesundheitsminister ein gutes Wort für Fitness-Studios ein.
Mathematiker kämpfen da gegen Pragmatiker. Die Mathematiker, an ihrer Spitze Angela Merkel, vertrauen Formeln und Virologen, weniger den Leuten auf der Straße. Die Pragmatiker hingegen, an ihrer Spitze Armin Laschet (und jetzt anscheinend auch Jens Spahn), wollen Verhaltensregeln vorgeben und relativieren dafür die Gebote der Virologen gegenüber den Nöten des Volkes.