Wirtschaft

Anfangsverdacht: PR-Kontrollorgan untersucht Heinsberg-Studie

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Armin Laschet (CDU,r) , Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Hendrik Streeck (l), Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn, auf dem Weg zur Pressekonferenz

Die Aufregung ist groß: Die Social-Media-Agentur Storymachine, gegründet unter anderen vom ehemaligen Chefredakteur der „Bild“-Zeitung Kai Diekmann, verbreitet auf Twitter und Facebook unter dem Titel „Heinsberg-Protokoll“ eine Studie, die in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg die Ausbreitung des Coronavirus untersucht. Im Raum steht der Vorwurf, diese diene mehr der Politik, konkret dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU), denn der Wissenschaft.

Auch der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR), Selbstkontrollorgan der PR-Branche, hat einen Anfangsverdacht gegen die PR-Arbeit rund um die Heinsberg-Studie und deshalb am Donnerstag ein Prüfverfahren eröffnet. „Hier geht es um Transparenz“, sagt Lars Rademacher der F.A.Z. Er ist DRPR-Vorsitzender und Professor für PR an der Hochschule Darmstadt. Man überprüfe, ob der Absender kenntlich gemacht worden sei.

Verteidigung sorgt für Gelächter

„Es war möglicherweise nicht klar, wer finanziell dahinter steckt. Die machen das ja im Allgemeinen nicht aus altruistischem Antrieb“, sagt er zu dem Prüfvorgang, an dessen Ende eine Rüge für Storymachine stehen könnte, wie bei etwa jedem zweiten Prüfverfahren. Die Rügen sollten berufsethische Normen aufrecht erhalten, hätten jedoch keine juristischen Folgen, betont Rademacher.

Kai Diekmann

Storymachine verteidigt sich mit Verweis auf die Twitter- und Facebook-Konten. „Die Umsetzung des Heinsberg-Protokolls ist in keinster Weise zu beanstanden. Die Begleitung durch Storymachine wurde selbstverständlich im Impressum auf Facebook und entsprechenden Postings auf Twitter von Tag eins an dokumentiert“, erklärt Storymachine-Geschäftsführer und -Mitgründer und ehemaliger „Stern.de“-Chefredakteur Philipp Jessen auf F.A.Z.-Anfrage. Am 6. April, dem Tag, an dem die Konten online gingen, wurde dort tatsächlich der Satz veröffentlicht: „Die Dokumentation wird von der Storymachine GmbH durchgeführt.“