Wegen des Machtkampfs in Afghanistan streichen die Vereinigten Staaten dem Land eine Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) an Hilfsgeldern. Nach seinem Besuch in Kabul teilte Amerikas Außenminister Mike Pompeo am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit, der Machtkampf „hat den amerikanisch-afghanischen Beziehungen geschadet und entehrt traurigerweise jene Afghanen, Amerikaner und Koalitionspartner, die ihr Leben und ihre Finanzen im Kampf für den Aufbau einer neuen Zukunft für dieses Land geopfert haben“. Pompeo drohte zugleich damit, die Hilfsgelder im kommenden Jahr um eine weitere Milliarde Dollar zu streichen.
Hintergrund ist der Streit zwischen dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani und seinem bisherigen Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah. Abdullah war bei der Präsidentschaftswahl gegen Ghani angetreten. Beide beanspruchen den Sieg für sich. Die Wahlkommission hatte Ghani am 18. Februar mit 50,64 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Danach setzte Ghani Abdullah als Regierungsgeschäftsführer ab. Pompeo hatte die beiden Rivalen in Kabul getroffen. Die Vereinigten Staaten seien „enttäuscht“ über ihr Verhalten, erklärte er.
Bereits nach der Präsidentenwahl 2014 hatten Ghani und Abdullah über den Sieg im Streit gelegen. Als Kompromiss wurde damals mit Vermittlung der Vereinigten Staaten nach Monaten eine Einheitsregierung gebildet.
Gespräche mit Taliban-Anführern
Nach seinem Besuch in Kabul reiste Pompeo weiter nach Qatar zu Gesprächen mit Anführern der radikalislamischen Taliban. Auf einem Luftwaffenstützpunkt traf er den Taliban-Chefunterhändler Mullah Baradar, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums mit. Dabei habe Pompeo zur „Einhaltung des im vergangenen Monat unterzeichneten Abkommens“ gedrängt.