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Beschäftigung in Deutschland: Krise am Arbeitsmarkt? Fehlanzeige!

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Gut beschäftigt: VW-Werk in Hannover

Trotz aller Hiobsbotschaften aus Großunternehmen bauen fast alle Branchen weiter Stellen auf. Viele Konzerne treibt eher eine andere Sorge um.

Aus der deutschen Industrie kommen die schlechten Nachrichten derzeit Schlag auf Schlag. Die beiden wichtigsten Branchen, der Maschinenbau und die Automobilindustrie, haben ihre Prognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert und rechnen nun sogar mit einem Produktionsminus. Der Chemiekonzern BASF musste seine Gewinnprognose drastisch anpassen, was als ein Warnzeichen für die gesamte Wirtschaft interpretiert wurde, weil die Produkte aus der Chemieindustrie in vielen Branchen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus rechnen die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes damit, dass die Kurzarbeit in den kommenden Monaten wieder steigen wird.

Zumindest mit Blick auf die Beschäftigten in der Industrie ist von einer Krise bislang allerdings noch nichts zu spüren. Zwar ist ihre Zahl im Mai nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Vergleich zum Vormonat minimal um 0,1 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat allerdings steht ein Plus von 1,4 Prozent. Damit sind in der deutschen Industrie jetzt knapp 5,7 Millionen Menschen tätig. Und: Selbst in kriselnden Branchen wie dem Maschinenbau, der Chemie- und der Autoindustrie ist die Zahl der Beschäftigten weiter gestiegen (siehe Graphik).

Am stärksten hat die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+ 3 Prozent) zugelegt. Überdurchschnittlich erhöhte sie sich auch in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (+ 2,1 Prozent), im Maschinenbau (+ 1,9 Prozent) und in der Herstellung von Metallerzeugnissen (+ 1,8 Prozent). Einen Beschäftigtenrückgang gab es dagegen in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (- 1,1 Prozent).

Arbeitskräfte bleiben knapp

Die Chemieindustrie konnte immerhin noch ein Plus von 1,3 Prozent verbuchen. In der Automobilindustrie fiel der Zuwachs mit lediglich 0,3 Prozent zwar denkbar klein aus, aber immerhin gab es überhaupt noch einen Anstieg. Einige große Autokonzerne wie zum Beispiel Volkswagen oder der amerikanische Hersteller Ford hatten in jüngster Zeit angekündigt, in großem Umfang Stellen abzubauen. Auf Entlassungen wollen sie dabei aber verzichten – stattdessen setzen sie auf Abfindungen und Frühverrentungsprogramme.

Auch Kurzarbeit dient grundsätzlich dazu, Entlassungen zu verhindern. Darüber hinaus spielt den Beschäftigten in der aktuellen Schwächephase der demographische Wandel in die Karten. Arbeitskräfte sind knapp. Viele Unternehmen halten ihre Mitarbeiter daher auch, wenn es mal nicht so rund läuft. Sie sorgen sich, sonst keine neuen mehr zu finden.

Die Aufwärtsdynamik lässt nach

Arbeitsmarktforscher rechnen damit, dass trotz der schwächelnden Konjunktur über alle Wirtschaftszweige hinweg die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Laufe des Jahres weiter steigen wird, die Dynamik aber etwas nachlassen dürfte. Das macht sich auch in der Industrie bemerkbar. Denn der durchschnittliche Zuwachs von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat war der schwächste seit zwei Jahren. Im vergangenen Jahr war die Beschäftigtenzahl in jedem Monat um mindestens 2 Prozent gewachsen. Seit Anfang des Jahres aber schwächt sich der Zuwachs spürbar ab.

Eher ernüchternd waren in den beiden vergangenen Monaten auch die Arbeitslosenzahlen ausgefallen. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge ist sie im Monat – um jahreszeitliche Schwankungen bereinigt – fast unverändert geblieben.

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