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Gesundheitsversorgung: Wie viele Minuten hat ein Arzt für einen psychisch Kranken?

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In der Psychiatrie der Charité in Berlin

Die Richtwerte dafür, wie viel Zeit einem Psychiatrie-Patienten gewidmet werden soll, sind vollkommen überholt. Doch die Aktualisierung der fast 30 Jahre alten Verordnung geht im Streit unter.

Wie in kaum einer anderen medizinischen Disziplin hängt die Behandlung in der Psychiatrie vom Personal ab. Medizinische Geräte spielen keine große Rolle, man braucht in der Regel keine Operationssäle und keine Computertomographen. Bei Medikamenten sieht es zwar etwas anders aus, denn diese werden in der Psychiatrie durchaus eingesetzt, aber der Behandlungserfolg steht und fällt vor allem damit, dass es genügend Menschen gibt, die sich für ihre Patienten Zeit nehmen.

Wie viel Zeit sie haben, dafür gibt es in Deutschland Richtwerte. Die entsprechende Tabelle füllt eine halbe Seite: 18 Zeilen zu je sechs Spalten, das ergibt 108 Behandlungsszenarien allein in der Erwachsenenpsychiatrie. Ein Beispiel: Für Abhängige, die einer Intensivtherapie bedürfen, legt die Tabelle je Woche 256 Behandlungsminuten durch Ärzte zugrunde, die Arbeit der Pfleger wird mit weiteren 1142 Minuten veranschlagt, Psychologen kommen auf 55 Minuten. Das alles sind Richtwerte, keine Vorgaben.