Weltraum

Lunare Beben: Überraschende Bewegungen auf dem Mond

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Überschiebungen auf dem Mond (gekennzeichnet durch Pfeile) scheinen Mondbeben auszulösen, wie nun eine Studie auf der Grundlage von Daten der Apollo- und Lunar-Reconnaissance-Orbiter-Mission ergab.

Dass es auf dem Mond Beben gibt, ist seit den Apollo-Missionen bekannt. Dass die Ursache offenbar tektonische Bewegungen der Mondkruste sind, hat erst jetzt eine Neuauswertung der Messdaten ergeben.

Auf dem Mond scheint es nach wie vor Beben aufgrund aktiver Tektonik zu geben. Dieses überraschende Ergebnis erlangten amerikanische und kanadische Wissenschaftler, nachdem sie die Messdaten der im Zuge der Apollo-Missionen auf dem Mond installierten Seismometer neu auswerteten, wie aktuell in „Nature Geoscience“ berichtet wird. Die Astronauten hatten die Messgeräte während der Missionen Apollo 11, 12, 14, 15 und 16 auf dem Erdtrabanten installiert. Bis auf dasjenige der ersten Mission, das nur drei Wochen lang funktionierte, zeichneten die Stationen bis 1977 Erschütterungen der Mondoberfläche auf, die nicht nur durch aktive Tektonik sondern auch durch Meteoriteneinschläge oder Vorgängen tief im Inneren des Mondes hervorgerufen werden können. Den Wissenschaftlern gelang nun durch eine verbesserte Auswertungsmethode, die Epizentren von 28 Mondbeben zwischen 1969 und 1977 präziser festzulegen. Diese verglichen sie daraufhin mit Oberflächenaufnahmen des Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO) der Nasa – einer Mondsonde, die am 18. Juni 2009 gestartet wurde und seitdem die Mondoberfläche mit hoher Auflösung kartiert.

Auf der Grundlage dieses Vergleichs stellten die Forscher fest, dass die Epizentren von acht der Beben in der Nähe von sogenannten Überschiebungen liegen – tektonischen Störungen, die durch Bewegungen von Krustenplatten hervorgerufen werden, und die auf den LRO-Aufnahmen als langgezogene faltenartige Formationen sichtbar sind. „Wir denken, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass diese acht Beben durch Brüche hervorgerufen wurden, die sich verschieben wenn sich Spannungen durch eine globale Kontraktion und Gezeitenkräfte aufbauen. Die Apollo-Seismometer zeigen also, dass der Mond sich zusammenzieht und nach wie vor tektonisch aktiv ist“, fasste Erstautor Thomas Watters die Ergebnisse von der Smithonian Institution in Washington zusammen.

Zu diesem Schluss gelangten die Autoren, nachdem sie die Bahnpositionen des Mondes zum Zeitpunkt der Beben ausgewertet hatten. Die meisten Beben ereigneten sich demnach auf der erdfernsten Bahnposition des Mondes, dem Apogäum, wo die Spannungen in der Mondkruste am größten sind. Diese Spannungen entstehen primär durch die innere Abkühlung des Mondes, die den Mond über Zeiträume von Millionen von Jahren langsam schrumpfen lassen. Zu den Spannungen tragen aber auch Gezeitenkräfte, aus der Bahnbewegung resultierende Effekte und Unterschiede der Bedingungen auf dem Mond während Tag und Nacht bei. Um den Zusammenhang zwischen Mondbeben und tektonischen Verschiebungen weiter zu erhärten, brauche man aber ein neues dauerhaft installiertes Netzwerk geophysikalischer Messinstrumente, so die Autoren – eine weitere Motivation für weitere Mondmissionen.