Essen & Trinken

Restaurantbesitzer in Kritik: Dürfen Weiße mexikanisches Essen anbieten?

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Arielle Haspel führt das „Lucky Lee´s“ in Manhattan. Einigen schmeckt das nicht.

In Amerika treibt die Identitätspolitik irre Blüten. Weiße Restaurantbesitzer werden angegriffen, weil sie chinesische oder mexikanische Gerichte anbieten. Ist das wirklich „kulturelle Aneignung“?

Am Anfang war Rick Bayless. Der „weiße Typ aus Oklahoma“, wie der Fünfundsechzigjährige bei seinen Kritikern heißt, verabschiedete sich nach der Ausbildung als Koch und einem Anthropologiestudium aus den Vereinigten Staaten, zog nach Mexiko, schrieb ein Buch mit Rezepten seines Gastlandes und kehrte nach ein paar Jahren zurück nach Amerika. Ende der Achtziger eröffnete Bayless an Chicagos North Clark Street den mexikanisch inspirierten „Frontera Grill“, der seit Jahrzehnten zu den besten Restaurants des Landes zählt. Es folgten Lokale wie „Bar Sótano“, „Leña Brava“ und „Xoco“ sowie Kochshows im Fernsehen. Bayless’ Restaurant „Topolobampo“, benannt nach einer Hafenstadt in Mexikos Norden, wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Als Barack Obama den damaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón im Mai 2010 zu einem seiner ersten Staatsbanketts einlud, stand Bayless in der Küche des Weißen Hauses. „Das ist die größte Ehre, die mir je zuteilwurde“, verriet der Koch damals fast andächtig.

Seitdem hat sich Bayless’ Image als Botschafter der mexikanischen Küche in Amerika bei vielen ins Gegenteil verkehrt. Kritiker werfen ihm vor, ein Stück mexikanischer Kultur kolonialisiert zu haben. Der Anlass? Eine Rede des Restaurantkritikers Jonathan Gold, der Bayless vorwarf, bei der Eröffnung seines Restaurants „Red O“ in Los Angeles geprahlt zu haben, das früher mexikanische Südkalifornien mit „echter“ mexikanischer Küche vertraut zu machen.