Die Gegenwart

Die Macht des Populismus: Die zarten Seelen freier Bürger

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Ein Plakat mit dem Slogan „Gegen Populismus“ ist am 05.11.2016 auf einer Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt in Berlin zu sehen.

In Zeiten, in denen der Liberalismus seine Selbstverständlichkeiten verloren hat, hilft es nicht, dessen Prämissen noch einmal im hohen Ton zu wiederholen. Stattdessen gilt es, die populistische Herausforderung offensiv anzugehen. Ein Gastbeitrag.

Am Abend der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten las sich der wohl prägnanteste Twitter-Kommentar so: #out: quantitative political science #in: ancient Greek political philosophy. Diese Zeilen enthalten eine vollständige Diagnose des populistischen Zeitalters. Dem Zeitgeist entsprechend könnte man daher unmittelbar mit Likes, Gegen-Hashtags oder Beschimpfungen reagieren. In alteuropäischer Manier lassen sich die Diagnose und die daraus folgenden Handlungsempfehlungen aber noch etwas weiter entfalten.

Seit dem Sieg Donald Trumps sehen sich auch in Europa, insbesondere in den Visegrád-Staaten, Regierungen, Parteien und Bewegungen darin bestätigt, dass der politische Liberalismus überholt sei. Wie kommt es, dass in etablierten und gefestigten Demokratien so viele an deren Grundlage zweifeln? Und wie kann man auf diese populistische Herausforderung reagieren? Diese Frage bewegt nicht nur Bürger, Politiker und Journalisten, sie wird auch in den Sozialwissenschaften und der politischen Philosophie verhandelt. Der genannte Tweet enthält die Antwort auf die Frage.