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60 Jahre Pilatus PC-6 Porter: Die mit der langen Nase

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Die PC-6 hat als Alleinstellungsmerkmal eine auffällig lange Rumpfnase.

Am 4. Mai 1959 hebt eine schweizerische Pilatus PC-6 Porter zum ersten Mal ab. Jetzt entsteht das letzte neue Exemplar dieses Flugzeugs, das über 60 Jahre hinweg zur Legende wurde.

Selten nimmt ein Flugzeugtyp in Spielfilmen eine wichtige Rolle ein, wenn es nicht gerade eine Concorde, Boeing 747 oder die Airforce One des amerikanischen Präsidenten ist. Aber es gibt Ausnahmen. So macht etwa eine kleine Schweizer Propellermaschine ungewöhnliche Hollywood-Karriere. Im Streifen „Air America“ mit Mel Gibson sorgt eine auf abenteuerlichen Buschpisten landende Pilatus PC-6 Porter für Action. Noch heftiger geht es im James-Bond-Streifen „Goldeneye“ zu. Da muss 007 im freien Fall in eine abstürzende PC-6 einsteigen und sie wieder unter Kontrolle bringen. Und im Thriller „Drop Zone“ transportiert eine Porter die Bösewichte zum riskanten Raubüberfall per Fallschirmabsprung.

Das eidgenössische Flugzeug ist aber nicht nur Filmstar, es gilt bereits als aviatische Legende. Denn schon am 4. Mai 1959 hob eine PC-6 Porter der Pilatus Flugzeugwerke in Stans erstmals ab. Und da viele der vor mehr als 50 Jahren gebauten Maschinen heute noch fliegen, werden vielleicht auch die jüngst gebauten Exemplare noch in 40 oder mehr Jahren am Himmel zu sehen sein. Damit wäre ein ganzes Jahrhundert Flugbetrieb für die PC-6 möglich.

Sie ist als robustes Universalflugzeug in Metallbauweise konzipiert. Bis zu zehn Passagiere, alternativ rund eine Tonne Fracht oder zwei Ambulanzliegen passen hinein. Die PC-6 lässt sich zum Gletscherfliegen auf Skier stellen oder auf Schwimmer für den Wasserflug. Piloten setzen damit Fallschirmspringer ab oder übernehmen Überwachungsaufgaben mit Spezialkameras an Bord. Als Sprühflieger in der Landwirtschaft oder mit einem Wasserbehälter als Feuerlöschflugzeug ist sie ebenfalls einsetzbar. Die Einmotorige kann als Buschflugzeug sowohl auf Asphalt als auch auf Sand, Gras oder Schotterpisten starten und landen. Sie lässt sich am besten wohl mit einem Unimog im Fahrzeugbereich vergleichen: kommt mit jedem Gelände klar, ist robust und bietet reichlich Zuladung. Einen Schönheitspreis wird die PC-6 genausowenig wie ein Unimog gewinnen, aber dafür sind beide eben unverwechselbar.

Die PC-6 hat als Alleinstellungsmerkmal eine auffällig lange Rumpfnase. Denn ursprünglich war sie für einen schweren Sechszylindermotor konzipiert. Damit hatte sie aber zu wenig Leistung. Deshalb bekam sie schon 1961 zuerst eine französische und drei Jahre später eine amerikanische Propellerturbine eingebaut. Diese ist viel stärker als der Kolbenmotor, hat aber weniger Gewicht. Deshalb musste die Rumpfspitze etwa 70 Zentimeter in die Länge wachsen. Nur so konnte der leichte Antrieb untergebracht und der Schwerpunkt der Maschine dennoch beibehalten werden.

Wie kam es zu ihrer Entwicklung? Ende der fünfziger Jahre lief bei den Pilatus Flugzeugwerken der Serienbau von P-3-Schulflugzeugen für die schweizerische Luftwaffe aus. Folgeaufträge waren damals nicht in Sicht. Also entschlossen sich die Verantwortlichen, ein ziviles Mehrzweckflugzeug zu entwickeln. Es sollte robust sein, überall betrieben werden können, viel Nutzlast transportieren sowie kurze Start- und Landestrecken aufweisen. Erfahrungen aus früheren Pilatus-Typen flossen in die Konstruktion mit ein. Hauptziele im damaligen Lastenheft waren vielseitige Einsetzbarkeit und einfache Bauweise des neuen Flugzeugs. Das wurde mit der PC-6 nicht nur erreicht, auch die ursprünglichen Absatzziele und die erwartete Produktionszeit wurden weit übertroffen. Sogar Rekorde erzielte die PC-6: 1968 erzielte die Turbinenversion mit 13 485 Meter Flughöhe einen Rekord in ihrer Gewichtsklasse. Auch das größte Flugbanner der Welt wurde 1999 am Seil hinter einer Porter durch den Himmel gezogen.