Nachhaltigkeit ist in Mode: Mit abgelegter Kleidung lässt sich heutzutage gut Geld verdienen. Apps wie Kleiderkreisel machen den Handel mit Secondhand-Ware so einfach wie nie.
Die Modewelt wird immer schnelllebiger. Immer häufiger ändern sich die Trends, die Modekonzerne müssen in aller Eile produzieren. Nicht selten leidet darunter die Qualität der Ware. Immer wieder wird bekannt, dass die Firmen ganze Kollektionen verbrennen – weil sie zu viel produziert haben oder schlicht weil sie den Preis halten wollen. Auf Seiten der Verbraucher werden Kleidungsstücke immer häufiger schon nach nur einer Saison aussortiert. Der Altkleiderberg in Deutschland wächst und wächst.
Doch es gibt auch eine Gegenbewegung: Apps bieten den Weiterverkauf von gebrauchter Kleidung an. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos Mori ergab, dass die Kunden immer skeptischer werden, wie nachhaltig sich die Modebranche in ökologischer und sozialer Hinsicht verhält. Denn der Wunsch nach „fairer“ Kleidung wächst. Der Secondhand-Markt boomt. Gerade für jüngere Käufer ist Mode aus zweiter Hand nicht gleichzusetzen mit schlechterer Qualität. Für sie ist Vintage ein eigener Stil. Sie kleiden sich individuell und gehen bewusst einkaufen, Preis und Umwelt immer im Blick. Neues selbst zu besitzen ist ihnen nicht mehr so wichtig. Das zeigt sich aus Anbietersicht nicht mehr nur beim Auto (Carsharing) oder beim Reisen (Airbnb), sondern eben auch in der Mode.
Immer häufiger nutzen sie das Internet zum Einkaufen. Da kommen die Apps mit gebrauchten Kleidern gerade recht. Der größte Anbieter auf dem deutschen Markt ist die App Kleiderkreisel. „Kleiderkreisel ist für jeden, der daran glaubt, dass hochwertige Kleidung lange leben sollte“, heißt es auf der Internetseite. Dieses Motto findet sich in den Inseraten wieder: Kreisler, wie sich die Mitglieder der Plattform nennen, verkaufen hier längst nicht nur abgetragenen Ramsch, der bestenfalls noch zur Gartenarbeit taugt. Zwischen viel Ware von der Stange – für wenige Euro – finden gibt es auch echte Fundstücke. Darunter Designerschuhe von Prada oder Handtaschen von Furla. Das Gros der angebotenen Klamotten kommt jedoch aus den einschlägigen Geschäften, die sich in jeder Einkaufsstraße finden: H&M und Zara etwa – oder von Zalando und Konsorten.
Das Prinzip ist einfach
Das Secondhand-Geschäft profitiert auch von den Influencern: Viele Instagram-Sternchen kaufen Kleidungsstücke nur für das eine Foto. Dann wird alles eingepackt und zurückgeschickt. Oder, wenn die Rücksendefrist verstrichen ist, in fast neuem Zustand im Internet weiterverkauft.
Das Prinzip der Kleider-App ist einfach. Jeder kann sich anmelden und nach der Verifizierung von E-Mail-Adresse und Handynummer loslegen. Den imaginären Kleiderschrank bestückt man am besten mit vielen Fotos der einzelnen Produkte. Besonders gefragt sind sogenannte Tragebilder, Fotos also, auf denen das Kleidungsstück nicht auf einem Bügel hängt, sondern den Körper ziert. Zugegeben, es ist einiger Aufwand, nach dem Aussortieren des Schrankes auch noch alles zu fotografieren, auf etwaige Mängel und Gebrauchsspuren hinzuweisen und hochzuladen. Aber es kann sich lohnen. Besonders zeitlose Stücke, zum Beispiel Lederjacken, Shirts oder auch Sneakers, verkaufen sich gut.
Entstanden ist auf diese Weise eine Community, in der die Mitglieder nicht nur handeln, sondern sich auch vernetzen. Wenn mir der Stil einer Person besonders gut gefällt, kann ich ihr „folgen“ und werde künftig immer informiert, wenn sie einen neuen Artikel zu ihrem Angebot hinzufügt.