Gesellschaft

Jahrbuch Sucht 2019: „Deutschland hat ein Alkoholproblem“

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Alkoholkonsum: Deutsche trinken zwar etwas weniger als vorher, aber immer noch zu viel. (Archivbild)

Der Alkoholkonsum in Deutschland ist laut einem neuen Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen weiterhin gefährlich hoch. Rund 74.000 Mensch sterben pro Jahr an den Folgen – Einschränkungen seien nötig.

In Deutschland sterben jährlich rund 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums oder dem kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak. Alkohol könne schon in geringen Maßen gesundheitsschädlich sein, warnte Christina Rummel, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), bei der Vorstellung des „Jahrbuch Sucht 2019“ am Mittwoch in Berlin. „Deutschland hat ein Alkoholproblem“, sagte Rummel.

Im Jahr 2017 lag der Konsum von alkoholischen Getränken den Angaben nach bei 131,1 Litern pro Kopf. Das entspreche etwa einer ganzen Badewanne voller Flüssigkeit, sagte Rummel. Auf den Tag gerechnet wären es etwa 0,36 Liter am Tag – also etwas mehr als ein kleines Bier. Zwar sei der Konsum zwischen 2016 und 2017 um 2,38 Prozent zurückgegangen, Entwarnung könne aber nicht gegeben werden. „Deutschland ist ein Hochkonsumland“, erklärte Rummel.

Auch die Zahl der 10- bis 20 Jahre alten Personen, die 2017 aufgrund eines akuten Alkoholmissbrauchs in einem Krankenhaus stationär behandelt wurden, blieb laut Rummel mit 21.721 Kindern und Jugendlichen auf einem konstant hohen Niveau. 2017 wurde den Angaben nach in Krankenhäusern 314.211 Mal die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ gestellt. Die Patienten waren dabei überwiegend männlich.

„Unsere Gesellschaft ist sehr alkoholaffin“, kritisierte Rummel. Zu trinken sei der Normalfall, Alkohol sei überall präsent. Es brauche daher Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von und der Werbung für Alkohol. Auch Preissteigerungen könnten den Konsum eindämmen. Rummel forderte ein Alkoholverbot für Jugendliche unter 18.

Alkohol ist nicht das einzige Mittel mit Suchtpotential, dass die DHS sich angesehen hat. Der Verbrauch von Zigaretten ist dem „Jahrbuch Sucht 2019“ nach leicht zurückgegangen. Im Jahr 2018 konnte ein Konsumrückgang von 1,9 Prozent verzeichnet werden. Insgesamt wurden in Deutschland 74.360 Millionen Zigaretten konsumiert. Dafür ist der Verbrauch von Zigarren und Zigarillos um 6,5 Prozent gestiegen, ebenso der Konsum von Pfeifentabak mit 2,7 Prozent und Feinschnitt mit 0,2 Prozent.

Neben Alkohol und Tabak ist auch Glücksspiel weiterhin problematisch. Denn auf dem deutschen Glücksspiel-Markt wurde 2017 ein Umsatz von 46,3 Milliarden Euro erzielt, was einem Anstieg von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei sind Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten der größte Umsatzträger. Mit diesen Geräten wird ein Gewinnanteil von 58 Prozent am Gesamtmarkt erzielt. Als Spielanreiz locken die Geräte weiterhin mit potentiellen Gewinnen, die einen erheblichen Vermögenswert darstellen. Die Automaten fördern die Jagd nach einem Verlustausgleich, dementsprechend hoch sei auch das Suchtpotential.