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Nach Anschlag in Christchurch: Polizei geht von Einzeltäter aus

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Menschen in Christchurch drücken ihre Anteilnahme mit Botschaften auf der Straße aus.

Die Polizei von Christchurch hat keine Hinweise darauf, dass der Moschee-Attentäter Hilfe von irgendjemandem hatte. Der tatverdächtige Rechtsextremist hat derweil seinen Pflichtverteidiger entlassen.

Der mutmaßliche Attentäter von Neuseeland hatte nach Einschätzung der Polizei keine Komplizen. Polizeichef Mike Bush sagte am Montag in der Hauptstadt Wellington: „Wir glauben, dass diese furchtbare Tat von einer einzelnen Person begangen wurde.“ Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Täter von irgendjemand anderem Unterstützung hatte. Bush schloss dies aber auch nicht vollständig aus. Nach Angaben des Polizeichefs sind an den Ermittlungen mehr als 200 Beamte beteiligt, auch aus Australien und von der amerikanischen Bundespolizei FBI. Der mutmaßliche Angreifer hat derweil seinen Rechtsbeistand von seinen Pflichten entbunden.

Wegen des Massakers in zwei Moscheen der Stadt Christchurch mit 50 Todesopfern sitzt der 28 Jahre alte Australier Brenton Tarrant, ein Rechtsextremist, seit dem Wochenende in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslang Gefängnis. Seine Bluttat übertrug er live per Kamera im Internet.

Am Montag war bekannt geworden, dass mutmaßliche Attentäter sich vor dem Doppelanschlag Waffen und Munition im Internet gekauft hat. Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte, dass sich Tarrant. mindestens vier Waffen über das Internet bestellt habe. Geschäftsführer David Tipple betonte, alles sei legal vonstatten gegangen. „Wir haben bei diesem Mann, der einen Waffenschein besitzt, nichts Außergewöhnliches feststellen können.“

Unterdessen ist in Christchurch ein 18 Jahre alter Mann vor Gericht angeklagt worden, weil er das Live-Video des Anschlag in der dortigen Al-Nur-Moschee verbreitet haben soll. Der 18 Jahre alte Mann, dessen Name vom Richter am Montag nicht genannt wurde, muss sich außerdem wegen der Veröffentlichung eines Fotos der Moschee und dem Satz „Ziel erreicht“ verantworten. Laut Staatsanwalt drohen ihm maximal 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Die Ermittler gehen bislang nicht davon aus, dass der junge Mann direkt in die Anschläge auf zwei Moscheen in Christchurch verwickelt ist.

Die neuseeländische Regierung hat derweil die nach dem Anschlag geplante Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg gebracht. In der Hauptstadt Wellington beriet das Kabinett unter Vorsitz von Premierministerin Jacinda Ardern. Diese kündigte an, bei der Verschärfung der Waffengesetze aufs Tempo zu drücken. „Wir wollen so schnell wie möglich damit vorankommen“, sagte die Premierministerin. Der mutmaßliche Täter von Christchurch besaß seit 2017 einen Waffenschein. Nach Ermittlungen der Polizei hatte er fünf Schusswaffen dabei. Der Rechtsextremist sitzt nun in Untersuchungshaft. Ihm droht lebenslange Haft wegen vielfachen Mordes.

Nach Aussage seines bisherigen Pflichtverteidigers Richard Peters will er sich selbst vor Gericht verteidigen. Peters sagte der Zeitung „New Zealand Herald“, dass ihn Brenton Tarrrant von seinem Mandat als Anwalt entbunden habe und er nicht länger für ihn tätig sei. Der festgenommene Australier habe ihm selbst gesagt, dass er sich künftig selbst verteidigen werde. Peters äußerte die Vermutung, dass der Rechtsextremist einen Prozess als Plattform nutzen könnte, um „seine ziemlich extremen Ansichten“ vor den Augen der Weltöffentlichkeit zur Schau zu stellen. „Die Aufgabe des Richters wird sein damit umzugehen“, sagte Peters der Zeitung.

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Brenton Tarrant habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein, sagte Peters. Außerdem habe er weder Reue noch Mitleid erkennen lassen. Nachdem er ihn am Samstag vor Gericht vertreten hatte, habe ihn sein Mandant dann von seiner Aufgabe als Pflichtverteidiger entbunden.

Als Teil der Ermittlungen durchsuchten Anti-Terror-Einheiten der australischen Polizei am Montagmorgen zwei Wohnungen im australischen Bundesstaat New South Wales. Dabei handelte es sich nach Informationen des australischen Senders Nine News um eine Wohnung in der Ortschaft Sandy Beach, die mit Tarrants Schwester verbunden sei, und um ein zweites Objekt in Lawrence. Die Polizei bestätigte zwar die Durchsuchungen auf der Suche nach ermittlungsrelevantem Material, machte aber keine konkreten Angaben dazu, in welcher Form sie in Verbindung zu dem mutmaßlichen Attentäter von Christchurch stehen.

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„Vorrangiges Ziel des Vorgehens ist es, formell Material zu erhalten, das der neuseeländischen Polizei in den laufenden Ermittlungen helfen kann“, erklärte die australische Polizei. Die Familie unterstütze die Polizei weiter bei den Ermittlungen. Bislang gebe es keine Hinweise auf eine mögliche Gefahr für die Öffentlichkeit.

In Christchurch sollen an diesem Montag die Beisetzungen beginnen. Drei Tage nach der Tat wurden die ersten Todesopfer den Familien übergeben. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind alle Todesopfer muslimischen Glaubens.