Leib & Seele

Armie Hammer im Interview: „Man schaut bei der Politik entgeistert hin“

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Schauspieler Armie Hammer Anfang Dezember in Paris

In „Die Berufung“ spielt Armie Hammer den Ehemann der berühmten amerikanischen Juristin Ruth Bader Ginsburg. Im Interview spricht der Schauspieler über die amerikanische Politik, seine Kochkünste – und Gleichberechtigung im Haushalt.

Mr. Hammer, in Ihrem neuen Film „Die Berufung“ spielen Sie den Ehemann der inzwischen weltberühmten amerikanischen Juristin Ruth Bader Ginsburg. Ein offenkundig fest in der Realität verankerter Running Gag ist dabei, dass sie so gar nicht, er dafür umso besser kochen konnte. Wie steht es denn um Ihre Kochkünste?

Ziemlich gut, würde ich sagen. Nicht, dass ich damit angeben wollen würde. Aber ich denke schon, dass ich ein ziemlich guter Koch bin.

Sind Sie der Typ Mann, der dicke Kochbücher wälzt, um dann mit möglichst elaborierten Gerichten zu beeindrucken?

Nein, gar nicht. Rezepte sind eher die Sache meiner Frau. Sie ist bei uns die Bäckerin, und da kommt es ja ganz besonders auf Präzision an. Wobei sie auch nicht jedes Mal nachschlagen muss, sondern vieles im Kopf hat. Ich koche eher nach Gefühl. Zuständig bin ich bei uns einerseits normalerweise fürs Frühstück, vor allem wenn es um Eier oder Pancakes geht. Und andererseits fürs Abendessen. Dafür lasse ich mich in der Regel beim Einkaufen inspirieren. Ich gucke, welches Gemüse mich anlacht, kaufe dazu dann ein paar passende Dinge und sehe dann zuhause zu, was daraus wird.

Kochen Sie immer nur für Frau und Kinder?

Ich liebe es, für meine Familie zu kochen. Aber wir haben auch gerne Gäste. Eine Dinner-Party aus dem Ärmel zu schütteln macht mir viel Spaß!

Welches Gericht gelingt Ihnen am besten?

Es gibt ein paar, die ich wirklich ganz gut drauf habe, wenn ich das mal so sagen darf. Wenn ich Steaks brate, dann sind die eigentlich mindestens so gut, wenn nicht besser als im Restaurant. Weswegen es, glaube ich, auch ziemlich anstrengend ist, mit mir in ein Steakhouse zu gehen. Ich weiß dann natürlich immer ganz genau, was man besser hätte machen können (lacht). Mein gegrilltes Kräuterhühnchen ist aber auch ziemlich gut. Und ich habe ein tolles, geheimes Rosenkohl-Rezept. Den zu kochen empfinde ich als Frevel. Stattdessen brate ich ihn mit allerlei Kräutern und Gewürzen, die ich hier aber nicht verrate. Köstlich. Genauso wie mein mit Knoblauch gerillter Brokkoli.

Das klingt, als könnten Sie der perfekte Hausmann sein. Gleichzeitig drehen Sie aber natürlich ständig. Wie leicht fällt es Ihnen, Familienalltag und Job unter einen Hut zu bringen?

Einfach ist das nicht. Meine Frau hat ihren Job, ich habe meinen, gleichzeitig ziehen wir zwei Kinder groß. Kein Tag hat genug Stunden, um wirklich alles unter einen Hut zu bringen. Aber wenn man schnell das Prinzip der Symbiose lernt und sich gegenseitig nach Leibeskräften aushilft, dann ist das schon machbar. Und man muss natürlich von Situation zu Situation neu justieren. Ich bin, wie gesagt, meistens fürs Abendessen zuständig, und bringe die Kinder morgens auch in die Schule, fast häufiger als meine Frau. Wenn ich gerade drehe, zumal weit weg von zu Hause, geht das natürlich nicht. Aber wenn ich da bin, übernehme ich so viel wie möglich im Haushalt, damit meine Frau sich in Ruhe im ihre Firmen kümmern kann.

Sind also Kompromisse und Opfer nötig, wenn es um gerechte Aufteilung und ein glückliches gemeinsames Leben geht?

Opfer bringen, das klingt so bedeutsam. Aber ich halte das auf jeden Fall für ein sehr reifes, erwachsenes Konzept. In dem Sinne, dass ich es ausgesprochen unreif finde zu glauben, man könne allzeit und überall ohne Rücksicht auf andere seinen Willen bekommen. Das ist nicht nur in einer Partnerschaft naiv, sondern auch im Leben allgemein. Denn so läuft es nun einmal nicht. Wer ein gesundes, ausgeglichenes Leben führen will, muss auch mal Abstriche machen. So einfach ist das.

War das auch das Geheimrezept von Ruth Bader Ginsburg und ihrem Mann Martin, die bis zu seinem Tod 2010 56 Jahre miteinander verheiratet waren?

Die beiden sind und waren ganz allgemein unglaublich besondere, tolle Menschen, beide unfassbar intelligent, wenn nicht gar Genies. Gleichzeitig hatten beide sehr starke Persönlichkeiten, mit einem großen Unabhängigkeitsdrang und eigenem Willen. Sie hatten kein Problem damit, auch mal vehement anderer Meinung zu sein – und haben es trotzdem immer als großes Glück empfunden, den anderen nach Leibeskräften zu unterstützen. Weil sie wussten: je glücklicher der jeweils andere ist, desto glücklicher sind wir auch als Paar. Ich finde die Geschichte der beiden wirklich ausgesprochen berührend und inspirierend.