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Françoise Bettencourt-Meyers: Die reichste Frau der Welt

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Francoise Bettencourt Meyers ist die reichste Frau der Welt.

Das Magazin „Forbes“ hat Françoise Bettencourt-Meyers zur reichsten Frau der Welt gekürt. Doch wer ist die Frau, die hinter dem Familienimperium L’Oréal steht?

Die jährlich vom Magazin „Forbes“ veröffentlichte Liste der reichsten Menschen der Welt birgt nur wenig Unvorhersehbares. Namen wie Jeff Bezos, Bill Gates und Warren Buffet halten sich nach wie vor auf den ersten Plätzen. Nur eine Plazierung überrascht: L’Oréal-Erbin Françoise Bettencourt-Meyers wird erstmals zur reichsten Frau der Welt gekürt – und tritt damit das Erbe ihrer Mutter Liliane Bettencourt an, die diesen Titel zuletzt 2016 innehatte.

Mit einem geschätzten Vermögen von etwa 49,3 Milliarden Dollar rangiert Françoise Bettencourt-Meyers zwar nur auf Platz 15 der reichsten Menschen der Welt, führt damit allerdings das Ranking der wohlhabendsten Frauen an. Im Jahr 2018 musste sie sich der Walmart-Erbin Alice Walton geschlagen und sich mit Platz 18 der „Forbes“-Liste zufrieden geben.

Françoise Bettencourt-Meyers scheut das Rampenlicht

Eine Reaktion auf die Plazierung ließ Françoise Bettencourt-Meyers nicht vermelden. Keine großartige Überraschung, die gebürtige Französin lebt sehr zurückgezogen. Öffentliche Auftritte absolviert sie selten. Vielmehr widmet sie sich der Literatur und der Religion: Sie hat mehrere Bücher über griechische Gottheiten publiziert und die Bibel kommentiert.

Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin sitzt sie seit 1997 im Vorstand von L’Oréal, dem größten Kosmetikunternehmen der Welt, und fungiert als Vorsitzende der Holding. Geschäftsführend ist sie allerdings nicht: Das Amt des CEO bekleidet seit März 2011 Jean-Paul Agon. Seit dem Tod ihrer Mutter Liliane, die am 21. September 2017 im Alter von 94 Jahren verstarb, befinden sich 33 Prozent der L’Oréal-Aktien im Besitz von Françoise Bettencourt-Meyers und ihren Verwandten.

Das Unternehmen wird geführt von der Familie Bettencourt-Meyers: Ehemann Jean-Pierre Meyers ist als Vorstandsvorsitzender tätig, der ältere Sohn des Paares, Jean-Victor Meyers, sitzt ebenfalls im L’Oréal-Vorstand. Auch sein jüngerer Bruder Nicolas arbeitet für das Familienimperium und fungiert als Corporate Director für die Fondation Bettencourt Schueller, die sich für Kulturprojekte einsetzt. Obwohl L’Oréal im Jahr 2017 rund 82.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählte, behält der Konzern seine familiären Strukturen bei. Auch weil Françoise Bettencourt-Meyers die Firma bereits in dritter Generation führt.

Françoise Bettencourt kam am 10. Juli 1953 als einzige Tochter von Liliane und André Bettencourt in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, zur Welt. Sie wurde in eine Unternehmerfamilie geboren: Ihr Großvater, Eugène Schueller, machte sich 1909 mit Haarfärbemitteln selbständig und legte damit den Grundstein für den heutigen Weltkonzern L‘Oreal.

1984 heiratete seine Enkelin Françoise Bettencourt den Sohn eines in Auschwitz ermordeten Rabbiners, Jean-Pierre Meyers. Die Ehe stand zunächst unter keinem guten Stern: Laut dem „Guardian“ stritt sich Françoise Bettencourt mit ihren Eltern über diese ihre Wahl. Auch dass sie ihre Söhne, die 1986 und 1988 zur Welt kamen, im jüdischen Glauben erzog, sorgte für Streitigkeiten innerhalb der Familie. Diese sollten sich bis zum Tod der Mutter hinziehen – und wurden noch verstärkt, als Bettencourt-Meyers 2008 die Vormundschaft für ihre Mutter Liliane Bettencourt einzuklagen versuchte.

Dies geschah nicht ohne Grund: Liliane Bettencourt soll ihren engen Vertrauten, den Fotografen François-Marie Banier mit Geschenken im Wert von knapp einer Milliarde Euro bedacht haben. Diese Zeitung berichtete schon 2010, dass es sich dabei nicht nur um reine Geldschecks, sondern auch um Gemälde und Lebensversicherungen handelte. Ihre Tochter Françoise fürchtete, der Fotograf habe die Altersschwäche ihrer Mutter ausgenutzt.

Jean-Victor Meyers übernimmt die Vormundschaft für Liliane Bettencourt

2008 schritt Françoise Bettencourt-Meyers juristisch ein und beantragte die Vormundschaft für ihre Mutter. Es entwickelte sich ein unschöner und teilweise öffentlicher Gerichtsstreit, der mit der Übertragung der Vormundschaft auf Jean-Victor Meyers endete.

Der Fall bescherte dem Bettencourt-Meyers-Clan große Aufmerksamkeit, die die Familie zuvor zu vermeiden versucht hatte: Françoise Bettencourt-Meyers hatte stets darauf geachtet, dass ihre Familie so zurückgezogen wie möglich leben konnte. Bis zu den Streitigkeiten mit Mutter Liliane mit Erfolg: Weder das Ehepaar Bettencourt-Meyers noch ihre beiden Söhne waren bis dato in die Schlagzeilen geraten.

Die Familie pflegt heute ein gutes Verhältnis. Nach Jean-Victors Eintritt in den L’Oréal-Vorstand verriet ein Mitarbeiter des Unternehmens gegenüber „The Guardian“: „Er ist in einem Kokon aufgewachsen und ich bezweifle, dass er gegen den Willen seiner Mutter handeln wird.“ Für die Finanzen und Geschäfte der Familie scheint das förderlich zu sein – zumindest wenn man sich die „Forbes“-Liste 2019 anschaut.