Ausland

Besuch in Bundeswehr-Lager: Maas wirbt für Afghanistan-Mission

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Heiko Maas warnt vor einem Abzug der Truppen aus Afghanistan.

Außenminister Heiko Maas warnt vor einem Rückzug der Truppen aus Afghanistan. Alle bisherigen Anstrengungen seien dann umsonst gewesen, so Maas beim Besuch eines Bundeswehr-Camps.

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat bei seinem Besuch beim deutschen Truppen-Kontingent in Afghanistan für eine Fortsetzung der Mission geworben. „Dieses Land zum jetzigen Zeitpunkt zu verlassen, würde bedeuten, dass all’ das, was mühsam, sehr mühsam aufgebaut wurde, in sich zusammenbricht.“ Es gebe kurz vor der anstehenden Verlängerung des Bundestagsmandats und nach 18 Jahren Präsens in Afghanistan viele Fragen. Es sei „teilweise schwierig, teilweise mühselig, teilweise langsam“, was im Lande passiere. Aber das Jahr 2019 mit der geplanten Präsidentschaftswahl und den laufenden Gesprächen für einen Frieden mit den aufständischen Taliban sei sehr wichtig. Den Friedensprozess zu begleiten, das sei die Aufgabe Deutschlands in Afghanistan.

Maas besuchte das Feldlager der Nato bei der nordafghanischen Stadt Mazar-e Sharif, wo insgesamt etwa 2000 alliierte Soldaten aus mehr als zwanzig Staaten stationiert sind. Er hielt sich etwa zehn Stunden im Lager Marmal auf und übernachtete auch im Camp. Er beschwor bei seinem Besuch, der angekündigte amerikanische Truppenabbau „darf keine Rückkehr in eine schmerzhafte Vergangenheit bedeuten. Was Afghanistan an Verbesserungen im Bereich der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, aber auch für die Lebensbedingungen vieler vor allem junger Frauen in den letzten Jahren erreicht hat, gilt es zu bewahren. Dafür werden wir uns stark machen, denn das ist auch Voraussetzung für unsere künftige Zusammenarbeit.“ Er glaube nicht, sagte Maas, dass beim afghanischen Volk eine Friedensregelung akzeptieren werde, die „einen Rückschritt bedeuten würde für Demokratie, Menschenrechte und auch Frauenrechte.“

Nach seinem Besuch in Afghanistan wollte Maas am Montagabend nach Pakistan weiterreisen. Das Land spielt für den Afghanistan-Konflikt eine wichtige Rolle, liegt aber zugleich im Streit mit seinem Nachbarn Indien. Außenminister Maas sagte, er wolle „die Gelegenheit nutzen, um in Islamabad nochmals unsere Besorgnis über die jüngsten Spannungen mit Indien zum Ausdruck zu bringen. Pakistan und Indien müssen ihre Gesprächskanäle weiter offen halten und zur Deeskalation beitragen.“

Der Bundestag soll Ende März über eine Verlängerung des deutschen Beitrags für die Mission „Resolute Support“ in Afghanistan beraten. Deutschland stellt mit rund 1000 Soldatinnen und Soldaten das größte Kontingent. Kommandeur ist der deutsche Brigadegeneral Gerhard Ernst-Peter Klaffus, der bereits über frühere Afghanistan-Erfahrung verfügt, ähnlich wie viele Soldaten, die bereits mehrfach in dem Land gedient haben. Vor einigen Jahren waren in dem Lager noch rund 5000 Männer und Frauen stationiert- vom Regionalkommando Nord der Isaf-Truppen wurden Einsätze in der gesamten Nordregion geführt. Mehr als einhundert Soldaten sind dabei getötet worden, bei Kämpfen, Anschlägen und Unfällen, darunter 53 Deutsche. Inzwischen ist das Engagement in der Gegend auf eine reine Trainingsmission reduziert.

Die Ausbildungsmission „Resolute Support“ sieht vor, afghanische Sicherheitskräfte von Armee und Polizei bei der Ausbildung und im Einsatz zu unterstützen. Dafür gibt Amerika rund fünf Milliarden Euro für Sold und Ausrüstung, Deutschland etwa 160 Millionen Euro. Nachdem ein Großteil des Geldes früher in diversen Kanälen versickerte, erhalten nun fast 100 Prozent der afghanischen Soldaten ihren Sold, bei der Polizei sei es etwa die Hälfte, war im Camp zu erfahren. Zuverlässige Zahlungen und Verpflegung hätten die Rate der Desertionen reduziert. Genaue Zahlen dazu wurden nicht genannt, nach Angaben amerikanischer Medien verlieren die afghanischen Sicherheitskräfte jedes Jahr ein Viertel ihrer Mannschaften im Kampf oder durch Desertion.