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Allen Weisselberg: Packt jetzt auch Trumps Finanzchef aus?

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Donald Trump mit seinem Sohn Donald Junior, im Hintergrund Finanzchef Allen Weisselberg.

Er ist der Mann im Hintergrund: Allen Weisselberg kümmert sich seit Jahrzehnten um Trumps Finanzen. Er soll über Geld-Erstattungen an Trumps Ex-Anwalt Cohen Bescheid wissen, für die sich mehrere Ausschüsse interessieren. Weisselbergs Aussagen könnten dem Präsidenten gefährlich werden.

Allen Weisselberg ist nach allem, was man über ihn lesen kann, ein bescheidener Mann – manche nennen ihn unauffällig. Anders als andere Mitglieder der Trump-Entourage hat der 71-Jährige kein Faible für flamboyante Auftritte, Verschwörungstheorien oder öffentliche Fehden. Seit dem Jahr 2000 bekleidet er als Finanzchef der Trump Organization einen der wichtigsten Posten in dem Familienunternehmen. Seit dem Januar 2017 ist er gemeinsam mit Donald Trump Jr. auch dessen Treuhänder. Weisselberg geriet nach der Befragung des ehemaligen Trump-Anwalts Michael Cohen am Mittwoch nun ins Rampenlicht. Mehr als zwanzig Mal nannte Cohen im Kongress seinen Namen, zählte die „New York Times“.

Der Finanzchef soll 2016 eine Schlüsselrolle gespielt haben, als Trump Geld-Erstattungen an Cohen verschleiern wollte. Cohen hatte 130.000 Dollar Schweigegeld an Pornodarstellerin Stormy Daniels ausgelegt. Die sollte nicht über einen zehn Jahre zurückliegenden One Night Stand mitTrump sprechen. Später erhielt der Anwalt das Geld in Raten zurück. Das habe Weisselberg angeordnet, damit es aussehe wie eine reguläre Erstattung anwaltlicher Auslagen, sagte Cohen nun. Mindestens ein Scheck über 35.000 Dollar kam demnach von Trump persönlich, andere stellte die Trump Organization aus. Weisselberg unterzeichnete solche Schecks ebenso wie Präsidentensohn Donald Trump Jr. Schon als Ermittler im vergangenen Jahr Cohens Büros durchsuchten, beschlagnahmten sie eine Tonbandaufnahme, auf der Cohen zu den Rückzahlungen sagte: „Ich habe mit Allen Weisselberg darüber gesprochen, wie wir das Ganze organisieren können.“

Der Ausschuss für Aufsicht und Reform im Abgeordnetenhaus, vor dem Cohen in dieser Woche aussagte, will nun auch Weisselberg befragen. Der Geheimdienstausschuss werde ihn ebenfalls vorladen, berichteten amerikanische Medien. Dabei könnte es auch um die Frage gehen, ob Trump durch seine Geschäfte in Russland in irgendeiner Weise erpressbar war. „Meet the man who could bring down Trump“, titelte die „Washington Post“ vorauseilend – „Lernen Sie den Mann kennen, der Trump zu Fall bringen könnte“.

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Weisselberg könnte Trump tatsächlich gefährlich werden, weil er alle finanziellen Schritte des Präsidenten kannte und zum großen Teil koordinierte. Das betrifft nicht nur Schweigegeldzahlungen, sondern auch alle anderen Geschäfte, sowie Trumps Steuern. Als Studenten der Trump Universität 2015 wegen Betrugs vor Gericht gingen, beschrieb ein Klägeranwalt Weisselberg als „Mr. Trumps Augen und Ohren“ wenn es um seine Unternehmen gehe. Der Finanzchef sagte damals: „Bin ich seine Augen und Ohren? Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen ja.“ Neben seinen anderen Ämtern war Weisselberg auch noch Schatzmeister der Trump Foundation. Im vergangenen Dezember löste sich die Stiftung auf und musste ihre Finanzen komplett offenlegen. Die damalige Generalstaatsanwältin und Justizministerin des Bundesstaates New York, Barbara Underwood, warf der Stiftung vor, sie fungiere als „Scheckbuch für Mr. Trumps geschäftliche und politische Interessen“. Das lief ihrem gemeinnützigen Zweck zuwider. Auch hätten die Ermittler Hinweise auf ein „schockierendes Muster rechtswidriger Aktivitäten“, hieß es damals. So habe sich die Stiftung zum Arm der politischen Kampagne Trumps entwickelt. Trump selbst hatte jedes Jahr für das Finanzamt bestätigt, dass die Organisation die Regeln befolge und sich nicht politisch betätige.

Wie loyal ist Weisselberg?

Wenn Weisselberg sich selbst in einer dieser Funktionen strafbar machte, könnte der Finanzexperte mit den Ermittlern zusammenarbeiten, um eine geringere Strafe zu bekommen. „Ich bin sicher, dass Allen Donald nicht schaden will, ich weiß, dass die beiden sich mögen“, sagte Barbara Res, eine frühere Managerin der Trump Organization, der „New York Times“. „Aber er ist in einer ganz dummen Lage, und Donald hat ihn dort hingebracht.“ Weisselbergs Loyalität zur Trump-Familie reicht indessen weit zurück. Er wuchs in Brownsville im New Yorker Stadtteil Brooklyn in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon 1973 engagierte Trumps Vater Fred ihn als Buchhalter für sein Immobilienunternehmen, bald arbeitete er auch für den Sohn. „Mr. Weisselberg verlor nie seine Bescheidenheit aus Brownsville, auch nicht als sein Arbeitgeber ihn verwöhnte, mit Flügen zum Pool in Mar-a-Lago, und mindestens einem günstigen Immobiliendeal“, schrieb die „New York Times“. Der Familie gehe es dank der Loyalität zu Trump hervorragend, ihre Söhne hätten gute Jobs in Trumps Unternehmen oder bei damit geschäftlich verbundenen Firmen.

Als Weisselberg im vergangenen Jahr von den New Yorker Ermittlern befragt wurde, wollten Reporter vom Präsidenten wissen, ob sein Finanzchef ihn verraten habe. „Das hat er hundertprozentig nicht getan“, sagte Trump damals. „Er ist ein wunderbarer Mensch.“ Weisselberg hatte eine Aussage in dem Verfahren gegen Michael Cohen gemacht – dafür bekam er begrenzte Straffreiheit zugesichert. Anders als Trump selbst könnte er grundsätzlich sofort strafrechtlich verfolgt werden. Wofür, das hängt von den Details seines Immunitäts-Deals ab. Zur Zeit geht der Finanzchef noch jeden Tag ins Büro im Trump Tower und macht seine Arbeit – manche halten das für ein Zeichen dafür, dass Weisselbergs Loyalität zum Präsidenten so schnell nicht enden wird.