Wirtschaft

Mächtiger Notenbanker warnt: „Ich weiß nicht, wie intelligente Leute diesen Schluss ziehen können“

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Stanley Fischer ist stellvertretender Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve.

Besonders in den Vereinigten Staaten gibt es Bestrebungen, die Regeln für die Banken wieder zu lockern. Nun sagt Vize-Fed-Chef Stanley Fischer, einer der angesehensten Geldpolitiker der Welt, klipp und klar, was er davon hält.

Stanley Fischer gehört zu den renommiertesten und erfahrensten Geldpolitikern der ganzen Welt. Er hat sich als Professor einen Namen gemacht, war Direktor des Internationalen Währungsfonds, verantwortlicher Mitarbeiter der Citigroup, Notenbankpräsident in Israel und ist seit einiger Zeit stellvertretender Chef der amerikanischen Federal Reserve, der mächtigsten Zentralbank der Welt.

Nun warnt er außergewöhnlich deutlich davor, die infolge der Finanzkrise geschaffen neuen Regeln für die Banken wieder zu lockern. Als „gefährlich und extrem kurzsichtig“ bezeichnete er entsprechende Vorhaben in einem Gespräch mit der angelsächsischen „Financial Times“ – und bezog sich besonders auf entsprechende Ansinnen der amerikanischen Regierung.

„Ich bin besorgt“

„Es dauerte 80 Jahre nach 1930, um eine Finanzkrise zu bekommen, die diese Ausmaße hätte haben können“, sagte er und fügte mahnend hinzu: „Und jetzt nach zehn Jahren möchte jeder zurückkehren zum Status Quo vor der Großen Finanzkrise. Und ich finde das wirklich extrem gefährlich und extrem kurzsichtig.“

Er unterstütze zwar, von kleinen Geldhäusern Regulierungsdruck zu nehmen, ganz und gar nicht aber von den großen, als systemrelevant angesehenen Banken. Zu Kritik, wie sie von einigen Republikanern an internationalen Institutionen wie dem „Financial Stability Board“ vorgebracht wird, sagte er weiter: „Ich bin besorgt, dass das amerikanische politische System uns in eine Richtung bewegen könnte, die sehr gefährlich ist.“

Er, Fischer, könne zwar die „politische Dynamik“ verstehen hinter diesem Prozess. „Aber man kann nicht verstehen, warum erwachsene, intelligente Leute zu dem Schluss kommen, man sollte alle Dinge abschaffen, die wir in den vergangenen zehn Jahren ins Werk gesetzt haben.“ Die Vereinigen Staaten müssen sich seiner Ansicht nach noch um die sogenannten Schattenbanken kümmern, was bislang noch nicht ausreichend geschehen sei.

Fischer gab sein Interview kurz vor Beginn der jährlichen Notenbankkonferenz in der amerikanischen Stadt Jackson Hole. Auftreten wird dort in diesem Jahr auch der EZB-Präsident Mario Draghi.