Gesellschaft

In Amerika: Fast 72.000 Tote durch Rauschgifte

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Gefährlich: das Medikament Fentanyl

Mehr Menschen als in jedem anderen Jahr zuvor sind 2017 in den Vereinigten Staaten durch Überdosen ums Leben gekommen. Fentanyl wurde bei fast jedem zweiten Rauschgifttoten nachgewiesen.

Im vergangenen Jahr sind mehr Amerikaner an Überdosen von Medikamenten und Rauschmitteln gestorben als in jedem anderen Jahr zuvor. Nach jetzt veröffentlichten Schätzungen der Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) kamen 2017 fast 72.000 Personen durch Überdosen ums Leben. Die Zahl der Rauschgifttoten stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um etwa 6,6 Prozent an.

In den Vereinigten Staaten sterben jedes Jahr durchschnittlich 150.000 Menschen durch Unfälle auf der Straße oder im Haushalt sowie durch Überdosierungen. Laut CDC-Daten machten demnach „drug overdoses“ 2017 fast die Hälfte aller unbeabsichtigten Todesfälle aus. Als Grund des rasanten Anstiegs nannten die Gesundheitsbehörden die zunehmende Abhängigkeit vieler Amerikaner von Opioiden. In den vergangenen Jahren beobachteten sie eine drastische Verbreitung von synthetischen Stoffen wie Fentanyl, das 2016 bei fast jedem zweiten Rauschgifttoten nachgewiesen wurde.

Insgesamt starben 2017 mehr Amerikaner durch Überdosen als durch Suizid oder Grippe und Lungenentzündung. Die Zahl der unbeabsichtigten Todesfälle durch Medikamente und Rauschmittel lag nur knapp unter der Zahl der Diabetes-Toten. Mit durchschnittlich 79.000 Todesfällen jährlich gehört die Stoffwechselerkrankung in den Vereinigten Staaten zu den häufigsten Todesursachen.

In Nebraska, New Jersey, Indiana, North Carolina und West Virginia registrierten die CDC eine besonders starke Zunahme von Überdosierungen: in North Carolina um mehr als 22Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im ländlichen Nebraska sogar um 33 Prozent.

Präsident Donald Trump hatte die Opioid-Epidemie im Herbst zum Gesundheitsnotstand erklärt. Wenig später skizzierte er einen Plan zur Eindämmung der Krise. Neben härteren Strafen für Rauschgifthändler sieht Trumps Initiative Bundesmittel in Milliardenhöhe für Aufklärungskampagnen und Entzugsprogramme vor. Zudem erwägt er, Bildungseinrichtungen mit dem Nasenspray Naloxon zu versorgen, das bei versehentlichen Überdosierungen die Wirkung der Opioide aufhebt.