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Medizinkonzern: Fresenius sagt Milliardenübernahme ab

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Die Zentrale von Fresenius in Bad Homburg bei Frankfurt.

Die zweitgrößte Übernahme in der Firmengeschichte von Fresenius ist geplatzt. Der amerikanische Konzern Akorn habe mehrere Voraussetzungen nicht erfüllt, teilte derGesundheitskonzern mit.

Der Medizinkonzern Fresenius hat die geplante 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme des amerikanischen Konzerns Akorn platzen lassen. Das Unternehmen habe beschlossen, die Übernahmevereinbarung zu kündigen, weil Akorn mehrere Vollzugsvoraussetzungen nicht erfüllt habe, teilte der Dax-Konzern am Sonntagabend mit.

Unter anderem habe es schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben. Das habe die von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung zu Tage gefördert. Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, hätten die Amerikaner abgelehnt.

Fresenius-Chef Stephan Sturm hatte hinter den geplanten Zukauf Ende Februar schon ein großes Fragezeichen gemacht, da aber noch von „angeblichen Verstößen“ gesprochen. Akorn produziert Cremes und Salben. Dem Konzern wird vorgeworfen, bei der Datenintegrität und Produktentwicklung gegen Regeln der FDA für die Zulassung von Medikamenten verstoßen zu haben.

Die umstrittene Übernahme wurde für Fresenius damit zur Dauerbaustelle: Ursprünglich wollte Fresenius den Zukauf Anfang 2018 abschließen, aber auch die kartellrechtliche Prüfung zog sich. Zudem steht Akorn derzeit unter Preisdruck und lieferte jüngst schwache Ergebnisse. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich bei dem geplanten Zukauf verhoben haben.

Zuvor hatte die Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care (FMC) einem noch deutlicheren Rückgang des Umsatzwachstums im laufenden Jahr angekündigt. Weil die Dosierung sogenannter kalzimimetischer Medikamente im Dialysegeschäft schneller als erwartet gesenkt wurde, rechnet FMC nun nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 5 bis 7 Prozent für das Gesamtjahr 2018.

Im ersten Quartal belastete zudem der starke Euro Erlös und Gewinn, wie das Unternehmen zusätzlich mitteilte. Der Umsatz sank um zehn Prozent auf 3,97 Milliarden Euro und der Nettogewinn ebenfalls um zehn Prozent auf 279 Millionen Euro. Zuletzt hatte die Fresenius-Tochter mit einem Plus von rund 8 Prozent gerechnet, vergangenen Jahr waren es 9 Prozent gewesen. Das Konzernergebnis soll aber wie bisher um 13 bis 15 Prozent zulegen, wenn Währungseffekte ausgeklammert werden.

In den Prognosen ist der geplante Zukauf von NxStage Medical sowie der angekündigte Verkauf von Sound Inpatients nicht enthalten. Am Samstag hatte der Dialysespezialist den Verkauf seiner Mehrheitsbeteiligung am amerikanischen Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians Holdings für 2,15 Milliarden Dollar (1,76 Mrd Euro) bekanntgegeben. Käufer sei eine Investorengemeinschaft unter der Leitung des amerikanischen Investmentfonds Summit Partners, teilte die Fresenius-Dialyse-Tochter mit.

Das Geschäft in Amerika brummt dennoch

Der Deal solle bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Es werde ein Buchgewinn von etwa 800 Millionen Euro erwartet. Den Erlös wolle FMC in „andere Wachstumsinitiativen“ stecken. Der zum Bad Homburger Gesundheitskonzern Fresenius gehörende Dialyseanbieter hatte die Mehrheit an Sound Mitte 2014 übernommen und zahlte damals rund 600 Millionen Dollar. Sound wiederum übernahm wenig später den Mitbewerber Cogent Healthcare für eine nicht genannte Summe. Sound ist ein Netzwerk aus Ärzten, das medizinische Dienstleistungen in der gesamten Akutversorgung anbietet – von Notfallmedizin, Intensivmedizin, Krankenhausmedizin bis hin zur medizinischen Nachbetreuung.

Für FMC brummt das Geschäft mit Dienstleistungen rund um die Blutwäsche in Nordamerika. Im vergangenen Jahr konnte der Dialyseanbieter seinen Umsatz kräftig steigern und erzielte dabei ein Rekordergebnis. Die Erlöse stiegen um 7 Prozent auf knapp 17,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich konnte FMC seinen Gewinn 2017 um 12 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro steigern. Details zum ersten Quartal im Geschäftsjahr 2018 will FMC wie geplant am 3. Mai vorlegen.